Eine Aera geht zu Ende

Als wir hier einzogen fraßen die Schnecken all meine gärtnerischen Bemühungen auf. Bei einem Besuch bei Freunden verliebten wir uns in die dort frei herum laufenden Warzenenten, Showtiere, wildfarben. Wunderschön, neugierig, aufgeschlossen. Und es kam, wie es kommen musste, man packte uns ein Pärchen in einen Karton und sagte, die Enten fräßen Schnecken. Das ist nun gut 20 Jahre her. Wir wussten nichts über diese Tiere. Der hiesige Geflügelzuchtverein schnaubte nur verächtlich: Schlachtgeflügel… und darüber weiß man nur etwas in den ersten drei Lebensmonaten, dann sind sie schlachtreif. Auch die Literatur mehr als mager. Schließlich hörten wir, dass die Tiere in guter Haltung 30 Jahre alt werden können, was uns doch ein wenig beunruhigte. Aber die Enten haben uns sehr viel Freude gemacht. Alle Tiere sind interessant, wenn man sie beobachtet. Ich war über ihr Sozialverhalten und ihre Intelligenz überrascht. Wir hatten 16 kleine Entchen, das war nur entzückend, dann aber verhüteten wir und nahmen rechtzeitig die Eier weg, die die Enten unentwegt legten. Wunderschöne Bioeier! Doch einmal sind mir zwei entgangen und eines Tages begrüßten und zwei Küken an der Tür des Entenhauses. Sie gehörten einer rangniederen Ente und die Chefin kam und nahm sie sofort mit, sie gingen auch mit! Die Mutter kümmerte sich nicht mehr um sie. Faszinierend. Der Erpel hat immer alle Eier kontrolliert und sich mit ihnen unterhalten…!!! Einige Verluste ergaben sich durch den Fuchs, der Erpel überlebte eine böse Hundeattacke auf unserem Grundstück, da sie fliegen, mussten wir wie im Wald wieder einfangen. Ach, es war schon abenteuerlich. Schließlich gingen sie alle so im Alter von 12 Jahren den Weg allen Irdischen. Zuletzt starb der Erpel und Brownie aus einer Inzuchtverpaarung und ein Einzelei blieb. Ich fürchtete schon, sie würde ihm nachfolgen. Doch sie war eine lustige Witwe,  blühte auf, eroberte für sich den Garten und war sichtlich zufrieden. Mit Eierlegen gab sie sich auch nicht ab und erreichte ein Alter von gut 15 Jahren. Gestern ist sie gestorben. Bis zum Schluss fit und dann nicht fressen mögen, heftiges Flügelschlagen und es war vorbei.

Endlich frei! Unser ganzes Leben hatte sich nach den Enten gerichtet. Immer bei Anbruch der Dämmerung zu Hause sein und Enten einsperren, damit sie der Fuchs nicht holt. Niemals zu zweit über Nacht das Haus verlassen, weil die Enten fremdeln und sich nicht einsperren ließen. Einmal suchte der Nachbar stundenlang mit der Taschenlampe das Gelände ab, zählte immer wieder durch, denn eine hatte sich dann im Stroh versteckt. Das wars dann mit der Bitte an den Nachbarn… unsere ganze Familie war sauer, Familienfeste konnten immer nur bis zur Dämmerung und rechtzeitigem Zuhausesein wahrgenommen werden…

Jetzt können wir endlich entenfrei planen! Aber es durchzuckt uns noch, das offene Tor zu sehen, oder morgens der erste Gang zum Aufmachen… oder raus schauen, was macht denn Brownie? Man hängt ja doch an so einem Viech. Sidi vermisst sie auch, denn er konnte es nie lassen nach ihr zu haschen oder mal an den Federn zu riechen. Und ob wir nun gemeinsam rauschende Feste feiern?

Jetzt haben wir nur noch ein Problem wie wir die Rattenfamilie im Entenhaus loswerden. Wir hoffen, dass sie der Futterverlust auswandern lässt… schließlich wollen wir ja nicht mit Gift hantieren…

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