
Vor rund 40 Jahren recherchierte ich für die Erstausgabe des KOSMOS Hundeführers und suchte seltene Rassen, um sie persönlich kennenzulernen und zu fotografieren. Einen interessanten Fund machte ich auf einer englischen Championshipshow, wo ich Lady Malpas begegnete, die mir nur zu gerne ihren Lieblingshund näherbrachte. Damals wurde er noch nicht frisiert, dafür aber die Rute abgeschnitten. Inzwischen heißt er offiziell Irish Glen of Imaal Terrier. Lt. FCI-Standard, aktuelle Fassung 2024, wird die Rute der Welpen auf die Hälfte kupiert, in Ländern, in denen es verboten ist, darf sie lang bleiben. Das Haar darf so zurecht gemacht werden, dass die Konturen des Hundes glatt und ordentlich sind. Adieu du alte Arbeitsrasse, adieu urwüchsig… so macht man das, eine alte Arbeitsrasse zum Showhund… In Großbritannien wurden 2023 58, in Deutschland 2023 ganze 2 Irish Glen of Imaal eingetragen. In Großbritannien steht er demnach auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Rassen. Betreut wird die Rasse im Klub für Terrier e.V.
Nachfolgend mein Bericht aus der Geflügelbörse 11/83.

Der Glen of Imaal Terrier
Heute möchte ich kurz ein seltenes, außerhalb Irlands kaum bekanntes Mitglied der großen Terrier-Familie vorstellen. Da heute kleine Rassen immer mehr gefragt werden, besonders solche, die noch urwüchsig und unverfälscht sind, steht dem Glen of Imaal eine weitere Verbreitung sicher bevor. Zur Zeit gibt es etwa 50 Exemplare in Großbritannien, zwei Tiere leben in Italien und jeweils nur eines in Holland, Schweden und Australien.

Uralte Rasse
Der Glen of Imaal gehört zu den ältesten Terrierschlägen der Grünen Insel. Seit Hunderten von Jahren wird von rauhaarigen, kurzbeinigen Terriern in der Grafschaft Wicklow berichtet. George Turberville erwähnt in seinem Werk „The Noble Art of Venerie or Hunting“ von 1575 bereits den Glen of Imaal Terrier, benannt nach dem Tal im Südosten von Knockanarrigan, aus dem er stammt.
Draufgängerischer Strubbelkopf
Der zähe, draufgängerische Strubbelkopf wurde ausschließlich zur Jagd auf wehrhafte Tiere wie Dachs, Otter und Fuchs gezüchtet. In seiner Freizeit außerhalb der Jagdsaison diente er in Hundekämpfen zur Belustigung seiner Herren. Der Glen of Imaal Terrier ist daher von alters her ein ausgesprochen harter, unempfindlicher Waidgesell, und damit das so bleibt, müssen irische Schönheitschampions noch immer jagdliche Tauglichkeitsprüfungen ablegen, ehe sie den Titel tragen dürfen.

Der „zerrupftesten“ Terrier
Der Irish Kennel Club erkannte die Rasse 1933 an. Sie wurde 1975 von der FCI anerkannt. 1933 wurden Glen of Imaal Terrier erstmals ausgestellt, zwei Jahre später der Glen of Imaal Terrier Club gegründet. Der Fortbestand und die Reinerhaltung dieses urwüchsigen, harten Jagdterriers ist gesichert, auch in Zeiten, in denen die Jagd und Haltung von jagdlich geführten Hunden nur noch sehr wenigen Menschen vorbehalten ist. Lady Malpass, deren Hündin ich in England fotografierte, betreut die Rasse in Großbritannien. Schon als Kind wurde sie auf dem Gut ihres Großonkels, dem Earl von Rocksavage in Irland, mit den schneidigen Vierbeinern vertraut. Sie erinnert sich an die beiden weizenfarbenen Glens: „Sie waren die zerrupftesten, härtesten, zähesten Jagdterrier, die ich in meinem Leben je zu Gesicht bekam. Sie kannten keine Furcht, wenn es darum ging, etwas mit Fell, Haaren oder Federn zu jagen.“

Mutiger Jagdgebrauchshund
Wie die meisten Glens damals wurden sie ausschließlich zur Jagd gezüchtet und gehalten. Da die Jagd auf den Dachs in England verboten ist, wird der Glen heute auf Fuchs angesetzt. Wie unsere Teckel oder Jagdterrier wird er in den Bau geschickt, um den Fuchs herauszutreiben. Für diese Arbeit nutzt er seine starken, krummen Vorläufe mit den kräftigen Pfoten und Krallen zum Graben und die starken Kiefer mit den großen scharfen Zähnen. Man kann den Glen jedoch auch zum Apportieren von geschossenem Feder- oder Haarwild ausbilden, Glens lieben das Wasser und sind kraftvolle Schwimmer.

Konsequente Erziehung nötig
Glen of Imaal Terrier, die nicht jagdlich geführt werden, sind gehorsame Hausgenossen, treu, freundlich und zärtlich. Gewöhnt man sie von klein auf an Kinder (die sie lieben), fremde und andere Tiere, sind sie prächtige Gefährten. Der Glen of Imaal sollte freundlich, aber konsequent erzogen werden, wenn er nicht zu übermütig werden soll.
Durchaus verteidigungsbereit
Der Glen dürfte eine Ausnahmeerscheinung unter den Terriern sein, da er nur bellt, wenn Gefahr für die Familie im Anzug ist. Mit tiefem schepperndem Gebell und bösem Knurren warnt er unerwünschte Eindringlinge, und wenn sie sich nicht einschüchtern lassen, greift der Glenn wirkungsvoll mit seinem starken Gebiss zu.
Glens sind anderen Hunden gegenüber friedlich, wenn sie nicht angegriffen werden. Herausgefordert stellen sie sich jedoch gerne einer Rauferei.
Der wehrhafte, schmerzunempfindliche Terrier ist auch für größere Hunde ein nicht zu unterschätzender Gegner.

Geht mit durch dick und dünn
Der Glen ist ideal für Leute, die einen zähen, unverwüstlichen, kleinen Hund haben wollen, der mit ihnen buchstäblich durch dick und dünn geht. Ein großer Vorteil ist, dass er keine Haare verliert. Dafür muss er aber täglich gründlich bis auf die Haut gekämmt werden, damit sich sein zotteliges Haarkleid nicht verfilzt. Ansonsten braucht dieser anspruchslose Terrier keinerlei Vorbereitung für eine Ausstellung. Glens brauchen viel Bewegung, um Muskeln und Knochen zu entwickeln. circa zwei Pfund Fleisch und Hundeflocken benötigt ein ausgewachsener Glen of Imaal am Tag zu fressen. Es gibt ihn in den Farben weizengelb und blau. Gewicht für Rüden circa 16 Kilo bei etwa 35,5 cm Schulterhöhe Hündinnen entsprechend weniger.