
Myrna Shiboleth kannte ich schon lange, ehe ich sie kennenlernte… ??? Ja, tatsächlich korrespondierte ich seit Jahren mit ihr über ihre Collies, als ich 1976 in Köln auf einer Ausstellung auf eine faszinierende Rasse stieß: Den Kanaan Hund. Aus dieser Begegnung wurden lebenslange Freundschaften, wir gründeten einen Kanaan Hunde Club im VDH, veranstalteten eine Clubshow mit 16 Hunden, das war gigantisch. Eine wunderbare Zeit. Aber was hat das mit Myrna zu tun? Als mir die Papiere der Hunde gezeigt wurden, fiel mir der hebräische Schriftzug auf, den ich von unserer Colliekorrespondenz her kannte – Shaar Hagai. Myrna hatte bis dato die Kanaans nicht erwähnt!
Der Kanaan Hund ist eine FCI anerkannte Rasse.
Myrna ist eine erfolgreiche Colliezüchterin, Lang-und Kurzhaar, viele Hunde machten ihre Karriere als Servicehunde. Als sie aus den USA nach Israel auswanderte, lernte sie den Kanaan Hund in Israel kennen und widmete sich, das Erbe der Dres. Menzel antretend, dieser ungewöhnlichen Rasse. Myrna hat einige wunderbare Bücher geschrieben: Shaar Hagai von Tieren und Menschen in Israel; neu in 2022 in Englisch Tails of Sha’ar Hagai, The Israel Canaan Dog.

Myrna arbeitete von Tag 1 an 40 Jahre lang mit an der Collie Revue und teilte ihr umfassendes Wissen mit unseren Lesern.
Mich interessierte, ob und welche Unterschiede es zwischen diesen halbwild aufgewachsenen und züchterisch unberührten Hunde und unseren seit 150 Jahren rein nach Aussehen gezüchteten Collies gibt? Im März 1979 veröffentlichten wir in der Collie Revue einen umfangreichen Artikel, den ich hier auszugsweise wiedergebe. EMK
Vergleich zwischen dem Collie und dem israelischen Kanaan Hund
Von Myrna Shiboleth, Shaar Hagai und Netiv Ha Ayit Kennels, Israel
Einleitung
Der Kanaan Hund befindet sich an der Grenze zwischen gezielt gezüchteten Rassen und den Paria- und halbwilden Hunden. Der Kanaan diente während seiner ganzen langen Geschichte dem Menschen und war eng mit ihm verbunden. Er wurde aber niemals gezielt gezüchtet –er überlebte nur nach dem Gesetz der Natur. Nur der Stärkste kam durch und seine Entwicklung wurde von seiner Anpassungsfähigkeit an die Bedingungen seines Lebensraums beeinflußt.
Ich lernte die Pionierin des Kanaan Hundes, Prof. Rudolfina Menzel, kennen und hatte die Gelegenheit Kanaans in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, mit Welpen und erwachsenen Hunden zu arbeiten, die in der Wüste gefangen worden waren – Gelegenheiten, die immer seltener werden. Hier fasse ich meine mehr als achtjährige Erfahrung mit dem Kanaan unter verschiedenen Umständen und der Aufzucht zahlreicher Würfe zusammen.
Um einen Bezugsrahmen zu geben, vergleiche ich zwischen diesen einmaligen Hunden mit ihren sehr ungewöhnlichen physischen und charakterlichen Eigenschaften und einer verbreiteten Rasse, mit der ich ebenfalls viele Jahre Erfahrung habe. Der Collie ist dem Kanaan in Größe und Gewichtverhältnissen ähnlich. Aber der Collie ist eine gründlich domestiziert und geplante Züchtung, die seit Generationen für spezielle Qualitäten an Wesen und Körperbau geschaffen wurde. Die Vergleiche dürften höchstwahrscheinlich auch auf andere Rassen zutreffen.
Nahrung und Wasserbedarf
Der Kanaan lebte sehr gut in seiner natürlichen Umgebung von allem, was er erjagen oder an Abfällen ergattern konnte. Wir haben zwar einige erwachsene Kanaans in sehr schlechter körperlicher Verfassung eingefangen, wir nehmen aber an, dass sie Folge einer Krankheit oder Verletzung und nicht Unterernährung war, was es erst ermöglichte, die Hunde überhaupt einfangen zu können. Eine junge Hündin kauften wir von Beduinen. Sie war in vorzüglicher Konditionen, obwohl sie nur von Resten – hauptsächlich Pittabrot – und von dem was sie sich erjagte, lebte. Hunde, die man um die Lager der Beduinen sieht, die entweder dazugehören oder es aus der Entfernung verfolgen, sind zwar ungepflegt, aber meist gut entwickelt und gut im Fleisch. Im Laufe der Jahre haben wir sichere Anzeichen dafür gefunden, dass Kanaans weniger Futter brauchen im Verhältnis zu ihrer Größe und anpassungsfähiger an Veränderungen in der Nahrung sind als andere Rassen. Die Kanaans haben sich mit einer Vielfalt von Futter, die wir im Laufe der Jahre ausprobiert haben, gut entwickelt. Die Nahrung reichte von Fertigfutter über frisches Fleisch (Pansen) mit Brot bis hin zu Käse etc. Sogar heranwachsende Welpen scheinen wenig oder gar keine Kalk- und Vitaminzugaben zu benötigen.

Während des Yom Kippur Krieges 1973 erforschten wir unfreiwillig die Nahrungsbedürfnisse und Anpassungsfähigkeit der Kanaans im Vergleich zu anderen Rassen. Normales Hundefutter war nicht zu bekommen. Wir waren gezwungen, eine ausgeglichene Nahrung anhand der vorhandenen Nahrungsmittel zu improvisieren. Diese waren Sojamilch, Knochenmehl, Blutmehl, Brot und Milchpulver. Zu der Zeit hatten wir eine große Anzahl Pensionshunde verschiedenster Rassen. Fast alle verloren an Gewicht und Kondition, nur die Kanaans blieben in tipptopp Verfassung bei normalem Gewicht, gesund glänzenden Haaren und allen anderen Anzeichen ausreichender Ernährung.
Ganz sicher brauchen Kanaans weniger Wasser als andere Rassen. Dies ist zweifellos ihrer Anpassung und Entwicklung an Wüsten- und Halbwüstenklima zu verdanken und keine Überraschung. Aber als wir Verdacht zu schöpfen begannen, suchten wir nach Beweisen. Hier ein Beispiel: Wir arbeiteten für die Naturschutzbehörde mit einer Gruppe von Kanaan, Collies und Deutschen Schäferhunden. Sie sollten Gazellen in ein Gatter treiben. Und dies in einem der heißesten Gebiete des Landes bei Temperaturen von 38-40 °C.
Wir mussten einige Stunden fahren und bei der Ankunft tranken die Collies und Schäferhunde große Mengen, rannten herum bis sie müde waren und legten sich in den Schatten um sich heftig hechelnd auszuruhen. Die Kanaans tranken nur ein wenig, gruben sich sofort ein flaches Loch unter einem schattigen Baum, rollten sich darin zusammen, hechelten leicht ein paar Minuten lang und blieben dort, bis wir sie riefen. Dieser Unterschied war den ganzen Tag zu beobachten – die Kanaans war niemals überaktiv, tranken wenig und sparten ihre Energie, wären die anderen Hunde sie verschwendeten und viel saufen mussten. Auch im Zwinger beobachteten wir, dass Kanaans viel weniger trinken als Collies oder andere Rassen.
Ein ernsthaftes Experiment wird nun an der Universität von Tel Aviv durchgeführt, um die Wasserbedürfnisse des Kanaans im Vergleich zu anderen Rassen zu messen. Die Ergebnisse bis heute deuten auf ausgeprägte physiologische Unterschiede bei Wasserbedarf und Ausscheidung hin. Die Beduinen wissen das längst – die Kanaans gehen den ganzen Tag mit ihnen mit Schafen und Ziegen auf die Weide. Weit entfernt von Brunnen und Wasserläufen. Die Kanaans trinken nur einmal am Tag zusammen mit der Herde. Die Salukis bleiben zu Hause beim Zelt. Sie können nicht den ganzen Tag lang ohne Wasser auskommen.

Zucht und Paarungsverhalten
Ihr Verhalten auf diesem Gebiet gibt klar ihre Verbundenheit zur Natur wieder – ihres Lebens unter ständigen Einfluss der Naturgesetze.
Ein Collierüde zeigt schon mit neun oder zehn Monaten großes Interesse an Hündinnen und deckt oft schon mit Erfolg. Bei den Kanaans hingegen findet man selten einen Rüden, der große Lust zum Decken verspürt, ehe er nicht eineinhalb bis zwei Jahre alt ist, manchmal sogar viel später. Wir sehen dies im Zusammenhang mit der Verhaltensweise in einer wilden Meute. Im Rudel deckt nur mit Erfolg der voll ausgereifte Rüde, der sich auf dem Höhepunkt seiner physischen Entwicklung befindet und sich gegen andere Rüden durchsetzen kann. Die jüngeren, weniger entwickelten Rüden werden offenbar von der Natur geschützt, indem sie noch keinen ausgeprägtem Sexualtrieb haben, bis sie selbst in der Lage sind, körperlich den Wettbewerb mit den anderen Rüden des Rudels aufzunehmen. Die einzigen Ausnahmen waren einige junge Rüden im Alter von einem Jahr mit ungewöhnlich stark ausgeprägtem dominanten Wesen, die auch so aufgezogen worden waren, um sie von ihrer Überlegenheit zu überzeugen. In einem Fall war es ein Haushund, der oft frei auf dem Gelände lief und seine Überlegenheit gegenüber den im Zwinger eingesperrten Hunden ungehemmt zum Ausdruck bringen konnte. Die anderen beiden Rüden waren so stark im Wesen, dass sie schon als Welpen von ihren Wurfgeschwistern getrennt werden mussten und nur mit Hündinnen untergebracht werden konnten. Offensichtlich hat die eigene Hündin im eigenen Bereich, die er durch den Zaun gegen andere Rüden verteidigen konnte ohne jemals eine echte Konfrontation einzugehen, ihn in seinem Glauben an seine Männlichkeit so bestärkt, dass er sie zu einem frühen Zeitpunkt deckte.
Rüden
Unser erster wichtiger Zuchtrüde wurde ebenfalls im Haus aufgezogen. Er hatte als Jungspund keinerlei Kontakt mit anderen Hunden, erst recht nicht unter den Umständen, ihm seine Überlegenheit über andere Hunde klarzumachen. Obgleich er schon als Junghund ein vorzüglicher Wachhund war und durch Beißen seinen Besitz verteidigte, wurde er erst mit drei Jahren ein zuverlässiger oder erfolgreicher Deckrüde.
Wir hatten niemals Schwierigkeiten mehrere Colliezuchtrüden friedlich zusammenzuhalten, selbst mit heißen Hündinnen ihre Umgebung. Kanaan-Rüden können manchmal bis zum Erwachsenenalter zusammen gehalten werden, wenn sie von klein an miteinander aufgezogen wurden, aber sobald sie zuchtreif sind oder eine Hündin zugesellt wird, wird dies unmöglich. Sie ergreifen sofort Besitz von ihrer Hündin.
Hündinnen
Kanaan-Hündinnen bekommen ihre erste Hitze etwa im gleichen Alter wie Collie-Hündinnen zwischen dem achten und 14. Monat. Ich habe selten eine Kanaan-Hündin erlebt, die schon mit sechs Monaten heiß wurde – die Hündin ist gewöhnlich bei ihrer ersten Hitze gut genug entwickelt, als ob sie in freier Natur lebend schon ausreichend für einen Wurf sorgen könnte. Die meisten Collie-Hündinnen werden eher später zum ersten Mal heiß. Die Abstände zwischen den Hitzen scheinen bei Collie- und Kanaanhündinnen etwa gleich zu sein. Sie werden alle 6-8 Monate heiß, gelegentlich gibt es Hündinnen,. die nur einmal im Jahr läufig werden.
Die meisten Collie Hündinnen halten sich während der ganzen Hitze sauber, obwohl ich auch welche kannte, die sich kaum reinigten. Aber ich habe niemals eine Kanaan-Hündin erlebt, die nicht extrem um Sauberkeit bemüht gewesen wäre, so dass man kaum die ersten Tage der Hitze bemerkte.
Kanaans scheinen mit Sicherheit andere Kanaans zu erkennen und zwischen ihnen und anderen Hunden zu unterscheiden. Collies und andere Rassen, die ich kenne, reagieren fremden Hunden jeglicher Rasse gegenüber gleich. Ein Kanaan zeigt sofort viel größeres Interesse oder Aggressivität entsprechend der Geschlechter gegenüber Kanaans. Die Kanaans in unserem Zwinger zum Beispiel reagieren harmlos gegenüber den frei im Zwingergebiet laufenden Collies, aber sollte ein anderer Kanaan auch nur einem Welpen nahe kommen, reagieren sie mit einer großen Show von Angriffslust. Ich habe Kanaans auf Ausstellungen beobachtet, die andere Hunde ignorierten, aber mit sofortigem Angriff auf einen Kanaan reagierten. Ich habe diese Rassendiskriminierung beim Collie nie beobachtet.
Rassezugehörigkeit
Kanaan-Hündinnen wählen auch mit Vorliebe Kanaan-Rüden als Zuchtpartner. Wir beobachteten oft wilde oder halbwilde Hündinnen, die Bewerber anderer Rassen oder offensichtliche Mischling ablehnten, um sich einem Kanaan-Rüden zuzuwenden. Kanaan- Hündinnen scheinen mit besonderer Vorliebe einen bestimmten Rüden zu bevorzugen. Paare können sich sehr eng aneinanderschließen und wirklich leiden, wenn sie getrennt werden. Sie spielen gerne zusammen, aber wenn die Hündin heiß, ist beobachten wir bei paarweise gehaltenen Hunden sehr selten, dass der Rüde aufzuspringen versucht, ehe der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Daher ist es vom Verhalten der Paare her schwer zu sagen, ob eine Hündin heiß ist. Hündinnen in der Wildnis akzeptieren während der Hitze meist nur einen einzigen Rüden. Das bestätigten die Beduinen, mit denen wir gesprochen haben. Obwohl mehrere Rüden eine heiße Hündin belagerten, wussten die Beduinen ganz genau, wer der Vater eines Wurfes ist und berichteten, dass die Hündin andere Rüden ablehnte.
Obgleich es beim Collie geringe Wahrnehmungen der Rassenzugehörigkeit zu geben scheint, habe ich niemals Ähnliches beobachten können wie bei den Kanaans, noch habe ich Collies gesehen, die so sehr zwischen den Rüden ihren Partner wählen oder in so eng verbundenen Paaren leben.Ein weiterer interessanter Punkt ist die mögliche Verbindung zwischen der Fruchtbarkeit einer Kanaan Hündin und den Klimabedingungen. Wir haben nicht genügend Daten sammeln können um unsere Vermutung zu beweisen sondern können nur unsere gegenwärtigen Eindrücke schildern. Wir hatten eine Anzahl keine an Hündinnen die bei normaler Hitze und ohne Veränderung des normalen Zyklus jeden Rüden ablehnen. Andere ließen sich decken und Namen nicht auf, auch wenn sie frei während der Deckphase laufen durften. Dies passierte in einer Zeit von einigen Monaten im Sommer und im Herbst eines Jahres die einigen Jahren der Trockenheit folgten die Trockenheit dauerte auch noch den folgenden Winter an hätten diese Hündinnen in der freien Natur gelebt hätten sie unter diesen widrigen Bedingungen keinen Wurf aufziehen können einige dieser Hündin waren wild geboren aber die meisten waren seit Generationen domestiziert gezüchtet im folgenden Sommer und Herbst versuchten wir es mit den meisten dieser Hündinnen wieder sie wurden normal gedeckt Namen auf und trachten normale Würfe einige hatten sogar außergewöhnlich viele Welten nach diesem Winter hörte die Trockenheit auf.