Cesky Horsky Pes

Es war für mich immer aufregend, neue Rassen kennenzulernen. Als ich nach der Wende in die Tschechische Republik reisen konnte, erwarteten mich einige Überraschungen auf einer Hundeschau in Prag nur für national anerkannte Rassen. Das veranlasste mich zu weiteren Erkundungsreisen in dieses wunderschöne Land und zu den gastfreundlichen Menschen.

Der tschechische Berghund – 

In seiner Heimat beliebt, hierzulande fast unbekannt

Neue Rassen braucht die Welt – oder eher nicht? Das fragt man sich, denn es tauchen immer neue Kreationen auf. Die meisten sind nur als Gag gedacht, möglichst kuriose Kreuzungen mit ungewissem aber originellem Ausgang. Andere Menschen wiederum widmen ein ganzes Leben der Zucht eines Hundes, der ihre individuellen Wünsche erfüllt. Oftmals steht der Wunsch im Vordergrund, einen lieb gewordenen Mischling unklarer Herkunft in einer Rasse zu vervielfältigen.

Zwei Hunde
Cesky Horsky Pes Pärchen

Hunde bieten da ungeahnte Möglichkeiten, denn kein Tier zeigt eine solche Vielfalt an Farben, Größen, Fell Beschaffenheit, Beinlänge, Kopfformen und Wesensmerkmalen.

Den Hund an die Lebensumstände des Menschen anzupassen war Bestreben, seit er sich den Menschen zu gesellte. Zunächst blieben die Tiere in menschlicher Gesellschaft, die weniger scheu waren. In der Obhut der Menschengruppe konnten auch Formen und Farben überleben, die in der Natur nicht zur Fortpflanzung gekommen wären. Allmählich entstanden unterschiedliche Typen, aus denen der Mensch auswählte, was er brauchte. Schließlich nahm er Einfluss auf die Verpaarung, um erwünschte Eigenschaften zuverlässiger und nicht mehr oder weniger durch Zufall bei der Auswahl des Welpen vorzufinden.

Hund
Cesky Horsky Pes

Im Laufe der Jahrtausende ergab sich eine Vielfalt an Hundetypen, und schon immer gab es Menschen, die Spaß an der Kreativität des Züchtens hatten. Heute haben wir in Europa keinen ursprünglichen Hundetyp mehr, aus dem die frühen Menschen einst schöpfen konnten. Unsere Hunde gehen alle auf gezüchtete Rassen zurück. Man kann die Würfel höchstens neu werfen.

Welpe
Cesky Horsky Pes

Auch wenn man meinen sollte, es gäbe genug Hunderassen und jeder müsste seine ideale darunter finden, so machen sich doch immer wieder Menschen daran, ihre Vorstellungen zu verwirklichen. So entstanden in den letzten Jahrzehnten einige wirklich interessante Rassen, deren Typ und Charakter soweit gefestigt sind, dass man im Großen und Ganzen mit einem Welpen die erwünschten Eigenschaften einkauft. Individuelle Unterschiede wird es immer geben, aber man erkennt auf Anhieb diese Rasse.

Eine davon ist der tschechische Berghund. Er wurde 1984 offiziell als Rasse in der Tschechoslowakei anerkannt. Inzwischen ist der Cesky Horsky Pes in seiner Heimat eine bekannte und beliebte Rasse.

Die Idee zur Zucht hatte Petr Hanzlik. Vorbild war Leif, ein Schlittenhund aus Athabasca in Kanada. Mehr wusste man von dem schwarz-weißen setterähnlichen Hund nicht. Wir verstehen unter einem Schlittenhund einen Hund vom nordischen Typ, wie er über ganz Russland bis nach Japan verbreitet ist und von dort auf den amerikanischen Kontinent gelangt. Diese Hunde waren in erster Linie Jäger, die auch in der Lage sein mussten, die Jagdbeute auf Schlitten zu den Lagern zu ziehen.

Hund
Cesky Horsky Pes

Als die ersten Huskies nach Alaska kamen, erregten sie großes Aufsehen und niemand traute ihn etwas zu. Schnell, ausdauernd und passioniert wurden sie schnell zum Sinnbild des Schlittenhundes. Bis dahin jedoch spannten die Europäer, die dem Ruf des Goldes folgend in das unwirtliche Land zogen, alles, was ziehen konnte vor die Schlitten. Das waren in erster Linie große kräftige Hunde jeglicher Herkunft, darunter Doggen Bernhardiner, Hüte- und Jagdhunde, und sicherlich auch Hunde der Einheimischen. Von Schlittenhundrassen konnte man nicht sprechen, und so wird die wahre Herkunft von Leif immer ein Rätsel bleiben.

Er erwies sich jedoch als hervorragender, führiger, kräftiger und freudiger Zughund. Als Zuchtpartner für Leif boten sich die weißen Slovensky Cuvac Hündinnen an, die im Format passten und sich durch Genügsamkeit und Ausdauer, aber auch in ihrer Treue zu ihren Menschen, auszeichneten. Da man einen vielseitig einsetzbaren, menschenfreundlichen Hund suchte, der sich eng an seinen Herrn bindet, glich Leif das typische Hirtenhundverhalten aus, wobei der Cuvac im Laufe der Generation längst vom reinen Herdenschützer zum Hofhund in enger Gesellschaft mit Menschen wurde.

1977 fiel der erste Wurf. Die Welpen entsprachen den Vorstellungen. Der berühmte tschechische Kynologe Professor Frantisek Horak war von den Hunden begeistert und machte sich stark, sie als neue tschechische Rasse weiter zu kultivieren. Die Idee war ein Erfolg. Mit der Verbreitung der Hunde wurde der Schlittensport gefördert, denn schließlich galt die ursprüngliche Idee einem schnellen, kraftvollen Hund in den Bergen. Doch der kluge, gelehrige Hund, der sich leicht führen ließ, eignete sich mit seinem harmonischen, nicht zu schweren Gebäude und guter Nase ebenfalls hervorragend als Lawinen- und Rettungshund. Dabei ist der nach wie vor ein wachsamer und verteidigungsbereiter Begleiter.

Heute ist der Horsky Pes in seiner Heimat ein beliebter Familienbegleithund. Typisch ist ein freundliches Wesen gegenüber Jedermann. Selbstsicher und selbstbewusst, brauchen diese Hunde eine konsequente Führung, die jedoch auch den Anfänger nicht vor große Probleme stellen sollte. Bei ausgeglichenem Temperament und großer Ausdauer ist er vielseitig einzusetzen bis zum Agility. Er macht deshalb sportlich orientierten Menschen viel Freude. Der Standard besagt ausdrücklich zum Charakter: „Freundlicher, selbstbewusster Charakter. Lebhaftes Temperament. Er ist gut lenkbar und für alle und für Allzweck-Training geeignet.“

HUND
Cesky Horsky Pes

Der tschechische Berghund ist robust und trotzt jeder Witterung. Für ein Leben in der Wohnung ist er nicht geeignet. Er braucht Freiraum und liebt den Aufenthalt im Freien. Das dichte, fast langstockhaarige Fell schützt ihn gegen jede Witterung, er ist pflegeleicht, aber haart im Fellwechsel stark. Sein weiß geschecktes Fell hat einen Sinn – so kann man ihn vor jedem Hintergrund gut sehen. Erwünscht es deshalb eine möglichst klare weiße Grundfarbe, die Flecken dürfen alle Farben zeigen. Die Schulterhöhe bei Rüden beträgt 60-70 cm bei 30-40 kg Gewicht, bei Hündinnen 56-66 cm bei 26-36 kg Gewicht. Da die Rasse noch nicht international anerkannt ist, muss man sich für weitere Informationen zu diesem interessanten Hund an den Cesky Horsky Club wenden.

Deutsches Hundemagazin Nummer 9/2010 – Copyright Text und Fotos Eva-Maria Krämer