Der Cane Corso

Cane Corso
Cane Corso Rüde und Hündin aufgenommen 2009

Er war noch nicht als Rasse anerkannt, aber ich hatte von ihm gehört. Deshalb fuhr ich 1995 nach Italien, um ihn in der nächsten Ausgabe des KOSMOS Hundeführers vorstellen zu können. Nachfolgend mein Bericht aus der HUNDE REVUE 10/1996. Damals war die Rasse noch nicht anerkannt. Am 12.11.1996 wurde der Rassestandard der FCI vorläufig und am 21.5.2007 endgültig anerkannt. Bitte beachten Sie, dass damals üblicherweise Ohren und Rute gekürzt wurden. Das ist nun lt. Standard verboten. Inzwischen ist der Cane Corso hierzulande immer öfter anzutreffen. Ich habe seither mehrere Züchter besucht und nur angenehme Hunde angetroffen. Trotzdem begegne ich beim Spaziergang mit meinen Rüden einem entgegenkommenden Cane Corso-Rüden mit großem Respekt. 

Cane Corso
Cane Corso Rüde EOLO geb. 18-4-1992

Der Cane Corso Italiano

Wieder eine neue Hunderasse, werden Sie sich fragen. In der Tat, der Cane Corso ist noch neu – so neu, dass er zwar in seiner Heimat, aber doch nicht international anerkannt wurde. In Wahrheit ist es jedoch eine uralte Rasse, deren Ursprung bis in die Antike zurück reicht. Wahrscheinlich haben Mastino Napoletano und Cane Corso gemeinsame Vorfahren. Der Mastino wirkt jedoch wie eine monströse Form des Corso. Nach ernstzunehmenden Historikern gab es zwei Formen des römischen Molossers, den schweren Vorfahren des Mastino und den leichteren, schlanken, hochläufigeren Ahnen des Cane Corso. Ursprünglich wurde er zur Wildschweinjagd eingesetzt. Die starken, scharfen Hunde stellten den gefährlichen Gegner und hielten ihn fest, bis der Jäger nah genug herankam,  um ihn zu töten. Die mittelalterlichen Saupacker und Bärenbeißer, die es in ganz Europa gab, die ebenso Vorfahren unserer Boxer und Rottweiler sind, mussten den Beruf wechseln, als die Jagd mit auf Entfernung treffsichere Waffen sie entbehrlich machte. Sie fanden eine neue Aufgabe als Wach- und Schutzhunde der im Gelände freilaufenden Vieherden, sie trieben sogar Schweine und begleiteten das Vieh zum Markt und Schlachthof. Als diese Form der Viehzucht aufhörte, übernahmen sie den Schutz ihrer Menschen und deren Hab und Gut. Heute noch findet man den Cane Corso als Bauernhund in Latium und Molise (südliche Abruzzen). Diese Region gilt als Heimat des Cane Corso.

Ich wunderte mich, auf alten Darstellungen zurück bis zu den über 4000 Jahre alten Urnengräbern der Etrusker, nicht etwa den langhaarigen Hirtenhundtyp des Maremmano zu sehen, sondern einen kurzhaarigen, hängerohrigen Molossertyp – heute weiß ich, dass es sich um die Ahnen des Cane Corso handelt.

Cane Corso
Cane Corso Rüde IKO geb. 12.2.1994

Wie bei fast allen bodenständigen Rassen drohte auch diesem alten Hundetyp das Ende, denn mit dem Straßenbau in immer entlegenere Winkel des Landes kamen fremde Hunde und vermischten sich mit den einheimischen. Die Bauern schätzten zwar ihren zuverlässigen Schutz, aber um ihn als Rassehund oder gar als altes Stück Kulturgut macht sich keiner Gedanken.

Cane Corso
Cane Corso Rüde OTTO geb. 3.4.94

Bemühungen um Erhaltung alten Kulturgutes

Vor einigen Jahren setzten sich Hundefreunde, vor allem der Zoologie-Professor Bonatti dafür ein, diese alte Rasse zu erhalten. Sie kauften die typischen Exemplare auf und begannen ein sorgfältiges Zuchtprogramm. Auf der ersten Zuchtschau erschienen an die 50 Hunde. Alle wurden vermessen, fotografiert, dokumentiert und wesensgeprüft, um als Cane Corso anerkannt zu werden. Es war ein großer Erfolg, denn fast alle waren typisch.

Heute ist er Cane Corso in Italien eine Hunderasse mit Zukunft und von keine Hundeschau oder aus Hundezeitschriften wegzudenken. Die Cane Corso-Besitzer, die ich antraf, waren alle begeistert von ihren Hunden. Insbesondere von ihren guten Eigenschaften als Haus- und Familienhunde. Sie lobte durchweg Kinderfreundlichkeit und ausgeglichenes Wesen. Nicht zu vergessen, den zuverlässigen Schutztrieb, jedoch war keiner der Hunde unangemessen aggressiv, weder zu Mensch noch zu Hund. Allerdings muss ich gestehen, dass ich keinen Corso ohne Erlaubnis der Besitzer streichelte und auch keiner der Hunde herankam, um liebkost zu werden. Sie verhielten sich Fremden gegenüber neutral und uninteressiert. Auch mit der Erziehung schien man keine größeren Probleme zu haben. Die Besitzer waren sich einig, einen sehr klugen, lernfreudigen und arbeitswilligen Hund zu haben

Cane Corso
Cane Corso Rüde geb. ARRAS geb. 3.1.89

Keine anatomischen Übertreibungen

Der Cane Corso ist ein Hund ohne anatomische Übertreibungen, keine losen    Bindegewebe, keine Hängelefzen, keine hängenden Augenlider, keine übermäßige Faltenbildung. Seine Bewegungen sind erstaunlich leicht und elegant. Allerdings steht man in Bezug auf HD-Kontrolle noch am Anfang.

Alles in allem erschien mir der Corso ein sehr imposanter, angenehmer, gelassener, sehr familienbezogener Hund, der sicherlich eine Zukunft hat und dessen internationale Anerkennung nur noch eine Frage der Zeit ist. Der Name Cane Corso hat übrigens nichts mit Korsika zu tun. Allerdings streiten sich die Gelehrten über den Ursprung. Einige führen ihn zurück auf einen keltischen Ausdruck, der sich im modernen englischen „caorse“ erhalten hat und der derb, robust bedeutet. Andere sehen in Corso einen alten Ausdruck aus dem Jagdgebrauch.

Cane Corso im Galopp
Cane Corso – aufgenommen 2009

Aus dem Standard 

der keine Corso ist ein mittelgroßer Molossertyp mit kurzem Fell. Solide gebaut, kompakt mit starken Knochen  undd kraftvoller Muskulatur bewegt er sich elegant und ausgreifend. Der Kopf ist kräftig, jedoch nicht schwer, sein Blick ist freudig edel und ausdrucksvoll. Er ist ein unbestechlicher Wächter, und in der Familie ein liebevoller und anhänglicher Gefährte. Er darf nicht an einen Mastino Napoletano erinnern. FCI-Standard englisch von 2023.

Cane Corso
Cane Corso – aufgenommen 2009

Copyright Text und Fotos: Eva-Maria Krämer