Dass der Hund vom Wolf abstammt, ist wissenschaftlich unumstritten. Unklar ist jedoch, wann der Wolf zum Menschen fand. Knochenfunde ermitteln ein Alter von über 33.000 Jahren.

Die Domestikation des Hundes

liegender Wolf
Weißer Wolf

Der gemeinsame Weg

Genetische Studien der mitochondrialen DNA sogar weiter zurück. Bisher noch nichts Älteres gefunden zu haben besagt nichts. Ich bin davon überzeugt, dass Mensch und Hund schon viel länger einen gemeinsamen Weg gehen. Der Hund trug wesentlich zur kulturellen Entwicklung des Menschen bei, und zwar von dem Zeitpunkt an, an dem er sich vom Sammler und Früchteesser zum Jäger entwickelte und aus Afrika in Gebiete eingewanderte, in denen Wölfe lebten. Da der Mensch nun mal kein Raubtier ist, ist für ihn die Fleischbeschaffung ohne Werkzeuge und ausgeklügelte Strategien unmöglich.

Sehr ähnlich funktionierende Jägergruppen

Ich stelle mir vor, dass sich der Mensch sehr früh am Wolf orientiert hat, dessen Lebensweise in einer erfolgreichen Jägergruppe sehr ähnlich funktionierte. Er folgte den Jagdzügen der Wölfe, machte ihnen die erlegte Beute streitig, wie man in Dokumentationen sehen kann, wenn Bären die Beute der Wölfe in Beschlag nehmen, und überließ den frustriert herum lungernden Tieren die Reste.

Von gegenseitigem Nutzen

So wird es immer Wölfe gegeben haben, die weniger scheu und sehr neugierig waren, die die Nähe des Menschen nutzten und dort in Sicherheit ihre Welpen aufzogen. Dafür kündigten sie frühzeitig herannahende Gefahr an und verteidigten ihr Revier, das sie mit der Menschengruppe teilten. „Hauswölfe“ ernährten sich auch von Abfällen, Exkrementen und Kleintieren. Das machte sie für den Menschen in äußerster Not zu einer leicht erreichbaren Fleischquelle. Und man tat gemeinsam das, was Hunde heute noch am liebsten tun – jagen. Wölfe waren mit ihren herausragenden Sinnen den Menschen weit überlegen, fanden schneller und sicherer das Wild, hetzten es müde und der Menschen nahm mit seinen Waffen den gefährlichen Part des Tötens großer Beutetiere ab.

Ähnliche Strukturen und ausgefeilte Kommunikation

Die Lebensweise der Menschen und Hunde ähneln einander sehr. Beide leben in gut organisierten Gruppen mit klaren hierarchischen Strukturen, die gemeinsam liebevoll ihren Nachwuchs aufziehen. Sie verständigen sich über eine ausgefeilte Kommunikation von Lauten, Mimik und Körpersprache. Sie gehen Partnerschaften ein und schließen in jungen Jahren Freundschaften fürs Leben. Sie verteidigen gemeinsam ihr Revier, das ihre Lebensgrundlage bildet. Jedes Mitglied einer Gruppe zeichnet sich durch eine ganz eigene Persönlichkeit aus, die jede für sich wertvoll für die Anpassungsfähigkeit und damit für das Überleben ist. 

Diese grundsätzlichen Gemeinsamkeiten machten den Wolf zum idealen Partner des Menschen. Aus Furcht wurde Kooperation, aus Kooperation wurde Freundschaft – aus Canis Lupus der Canis familiaris. Eine Freundschaft, die so weit geht, dass Hunde heute die Gesellschaft des Menschen der Gesellschaft mit Artgenossen vorziehen und die Körpersprache des Menschen besser verstehen als der Wolf, obwohl sie unter gleichen Bedingungen aufwuchsen. Die Beziehung zwischen Hund und Mensch ist einzigartig.

Domestikation

Die Haustierwerdung des Wolfes fand sicherlich zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten statt. An der Seite des Hundes – ich versteige mich so weit zu sagen: nur mit Hilfe des Hundes – entwickelte sich der Mensch vom Sammler und Jäger zum Viehzüchter und Ackerbauern. Noch heute sind Hunde wichtige Helfer beim Erwerb des Lebensunterhaltes, wenn auch die Technik immer mehr Aufgaben abnimmt. Dafür tauchen neue Tätigkeitsfelder auf, wie das Erschnüffeln von Krebserkrankungen im Frühstadium und als soziale Helfer, weil Menschen füreinander keine Zeit mehr haben.

Seit sich Hunde in der Obhut des Menschen befinden, werden sie neuen Anforderungen entsprechend ausgewählt und gezielt gezüchtet. Nur in Zeiten des Wohlstandes diente der Hund ausschließlich dem reinen Vergnügen.

Faszination Rassehund – Eva-Maria Krämer

Buchtitel Faszination Rassehunde