Diese Jagdhunde suchen das Wild und verfolgen es selbstständig auf große Distanz zum Jäger, treiben es ihm zu oder stellen es. Wie seit Urzeiten folgt der Mensch zu Fuß oder zu Pferd. Er hofft dabei auf das Jagdglück der Hunde, um deren Beute für sich zu beanspruchen. Manche Hunde kümmern sich dabei nicht um den Jäger, er muss sehen, dass er Schritt hält, andere bringen ihm kleinere Beutetiere. Eines haben sie alle gemeinsam: Während der Jagd sind sie auf sich alleine gestellt und dürfen die Beute nie aus der Nase bzw. den Augen verlieren. Sie müssen sich vom Hundeführer lösen und zügig weit entfernen, um Wild zu finden. Der Jäger nennt das Passion. Fehlt sie, sind sie unbrauchbar, denn das lernt ein Hund nicht, diesen Eifer muss er mitbringen. Aus diesem Grund eignen sich solche Hunde nur bedingt für unseren Lebensraum, weil wir sie nicht gefahrlos laufen lassen können und dürfen. Alle finden zum Ausgangspunkt zurück, ohne hervorragenden Orientierungssinn könnten sie nicht jagen. Aber in unserer zersiedelten und regulierten Welt lauern einfach zu viele Gefahren.

Immer der Nase nach
Nasenorientierte Hunde verfolgen das Wild, sobald ein noch so geringer Duft Beute verrät. Die feine Hundenase unterscheidet zwischen alten und jungen Spuren und erkennt, ob sich die Verfolgung lohnt. Ist die Spur frisch, muss blitzschnell reagiert werden – keine Zeit, um ahnungslosen Menschen Bescheid zu geben oder gar um Erlaubnis zu fragen. Man hört nur noch die heulend-bellende Stimme des Hundes und wartet auf seine Rückkehr. Dem Jäger vermittelt dieses „Geläut“, wo und wie nahe sich die Hunde vor welchem Wild befinden! Große Meuten, die zunächst ausschwärmen und weit versprengt suchen, finden auf diese Weise zusammen, um gemeinsam ein bestimmtes Stück zu verfolgen. Dabei verzetteln sich die Hunde nicht an kreuzenden Spuren. Die ganze Konzentration gilt diesem einen Tier.
Augenblickliche Reaktion
Es gibt auch bei Windhunden immer wieder einzelne Exemplare, denen die Nähe zu ihrem Menschen wichtiger ist als ein mögliches Jagdvergnügen. Solche Hunde sind Ausnahmen von der Regel. Voraussetzen darf man das nicht. Auch wenn ein einzelner Hund nicht alleine loszieht, sobald mehrere Hunde zusammen sind (das gilt auch für andere Rassegruppen), braucht nur einer das Signal zu geben und ab geht die Post!

Hunde vom Urtyp
Diese Gruppe wurde von den Kynologen so benannt, weil diese Hunde der Urform des domestizierten Hundes in Aussehen und Verwendung am nächsten kommen. Auch bei den Hunden vom Urtyp gab es Anpassungen an die Lebensweise der Menschen, so dass wir sie unter den Jagd-, Hof-, Hüte- und Herdenschutzhunden finden. Die meisten gehören in die Gruppe der eigenständigen Jäger. In Asien, Australien und Afrika leben sie heute noch wie vor Jahrtausenden mit den Menschen in einer losen Beziehung. Sie werden versorgt, aber nicht gehegt und gepflegt. Die Straßenhunde in Bangkok wurden regelmäßig mit gekochtem Reis gefüttert. Sie vertilgen Essensreste und Abfälle und sorgen so für Sauberkeit, halten Ratten und Mäuse kurz. Auf dem Land gehen sie selbstverständlich mit den Männern auf die Jagd, wo sie alles aufstöbern, was sich erlegen und verwerten lässt. Bei den Hirtenvölkern Afrikas helfen sie außerdem beim Viehtreiben.

Sie führen ein weitgehend eigenständiges Leben in den Dörfern und lernen, sich nicht an Haustieren und Lebensmitteln zu vergreifen. Streuner, die das Wild vergrämen und nicht zur Hand sind, wenn man sie braucht, sind nutzlos und werden nicht gehalten. Manche sind zuverlässige Beschützer.
Unterordnung und Gehorsam wurden nie verlangt. Die Hunde sind heute noch sehr eigenständig und unabhängig und gehören nur in die Hand erfahrener Menschen, die Freude an der Beobachtung ursprünglichen, noch sehr komplexen Wert auf einen jederzeit „funktionierenden“ Hund legen.