Die Welt der Windhunde ist die offene Landschaft, wo sie flüchtiges Wild verfolgen, stellen und fangen. Sie verlassen sich dabei auf ihre Augen, denen nicht die geringste Bewegung bis in weite Ferne entgeht. 

Rennende HUNDE
Whippets beim Rennen

Windhunde nahmen stets eine Sonderstellung ein. Schon unter den ältesten Darstellungen finden wir schlanke Windhundtypen. Die Ägypter und alle antiken Völker liebten die edlen Jäger und ließen sich mit ihnen porträtieren. Heute noch gehen Beduinen und asiatische Nomadenvölker mit ihnen auf die Jagd. Der Windhund hat stets eine ganz besondere Beziehung zu seinen Menschen und übt bis heute in seiner anmutigen Schönheit der Bewegungen und vornehme Zurückhaltung einen ganz besonderen Reiz aus. Wer einmal in seinen Bann geraten ist, kommt nie mehr davon los. 

Windhunde
Barsois – russische Windhunde, Lieblinge der Zaren und passionierte Wolfsjäger

Der Windhundfreund sollte über ein ausreichend großes, sicher eingezahltes Grundstück verfügen, das für gemeinsames Spiel zur Verfügung steht. Körperbau, Kreislauf und Stoffwechsel sind auf Höchstleistung und rasche Regeneration ausgerichtet. Ein Windhund braucht für eine gesunde Verfassung körperliche Auslastung. Geeignete Möglichkeiten sind Radbegleitung, Joggen und freier Lauf im Galopp, Bahnrennen und Coursings. Windhunde sind keine Energieverschwender und setzen all ihre Kraft konzentriert bei der Jagd ein. Sie sind daher im Haus und unterwegs ruhig und unauffällig. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie ihre Energie ausleben können, auch wenn sie sogar gar nicht auf Action aus zu sein scheinen und sich auf der Couch ausgesprochen wohl fühlen. Mehrmals in der Woche sollten Sie sich auspowern können, sonst ist irgendwann ihre Geduld zu Ende und sie suchen sich ein Ventil. Tägliche ausgiebige Spaziergänge bei jedem Wetter sind selbstverständlich. 

Whippet beim Sprung durch den Reifen
Whippet beim Agilits

Windhunde sind intelligent und erfinderisch, wenn es um ihre Interessen geht. Da gemeinsame Aufgabenlösung mit den Menschen nie gefordert wurden, gehören sie nicht zu den Hunden, die jeden Wunsch von den Augen ablesen und unbedingt ständig etwas gemeinsam mit ihren Menschen tun wollen. Aber mit Liebe und Konsequenz lernen sie alles: bei Fuß gehen, Sitz und Platz. Doch erwarten sie einen freundlichen Umgangston. Zwang und Druck führen zu Nichtachtung und der Hund bricht die Beziehung ab. Vielleicht tut er seinem Menschen gerne diesen oder jenen Gefallen, aber doch in Grenzen. Der Whippet ist aufgrund seiner Historie eine Ausnahme. Dennoch brauchen die scheinbar so distanzierten Charaktere unbedingt engen Familienanschluss. Fremden gewinnen Windhunde in aller Regel nichts ab und scheinen einfach durch sie hindurch zu blicken. Man muss sich ihre Zuneigung verdienen. Manche sind durchaus wachsam und können im Ernstfall verteidigen. Aggressive Hunde sind sehr selten und nicht normal. Je nach Persönlichkeit mit ausgeprägtem Territorialverhalten können sie fremden Hunden im eigenen Revier gegenüber unduldsam sein.

Freilauf und Windhundspiel 

Freilauf ist problematisch. Windhunde beobachten das Umfeld und starten sofort durch, wenn sich etwas bewegt. Dafür wurden sie seit Jahrtausenden gelobt und belohnt. Man darf nie vergessen, wie schnell ein Windhund sich weit entfernt, da bleibt nicht einmal Zeit die Lippen zum Pfiff zu spitzen. Selbst dort wo nicht mit Wild zu rechnen ist, muss die Entfernung zur nächsten Straße sehr weit sein. Auslaufmöglichkeiten mit geringer Chance auf Wild zu treffen abseits von Straßen lassen sich meist finden, auch wenn man dazu mit dem Auto fahren muss. In jedem Fall müssen diese Möglichkeiten vor der Anschaffung abgeklärt werden, denn ein Leben an der Leine ist für keinen Hund eine Freude und schon gar nicht für den Windhund! 

Saluki
Saluki – der persische Windhund

Windhunde haben eine ganz eigenes Spielverhalten. Sie lieben Rennspiele, bei denen abwechselnd der eine oder andere den Hasen spielt und man sich gegenseitig hetzt. Tun sie das mit anderen Rassen, kann es zu bösen Überraschungen kommen. Je nach Persönlichkeit strafen Nicht-Windhunde, insbesondere die kontrollierenden Hüter und Treiber, das in ihren Augen ungewöhnliche Verhalten des schnelleren Hundes ab oder verfallen in Beutefangverhalten. Nach anfänglich spielerisch wirkenden Runden schneiden sie die Kreise, die der Windhund zu drehen beginnt, ab und attackieren mit oft üblen Verletzungen. Auf der anderen Seite kann eine Gruppe von Windhunden kleinere Hunde als Beute betrachten und hetzen. Als Windhundbesitzer muss man auf angemessene Spielpartner achten und darf nicht zulassen, dass Spiel im Ernst umschlägt, egal auf welcher Seite.

Östliche Windhunde 

Ihre Verbreitung dehnt sich von Nordafrika über die arabische Halbinsel und die Türkei bis nach Indien aus. In den weiten Steppen, steinigen oder sandigen Wüsten aber auch im felsigen Gebirge kann nur der Hetzhund flüchtiges Wild jagen. Sie jagen in manchen Ländern auch heute noch auf weite Distanzen, sind ausdauernd, kraftvoll und passioniert. Sie hetzen und stellen das Wild, ohne es zu töten, und halten es fest, bis die Jäger nachkommen, was Stunden dauern kann. 

Windhunde
Afghanische Windhunde – geschaffen für die Jagd in rauem Gebirge

Die Windhunde werden als unentbehrlich für den Lebensunterhalt hoch geschätzt, mit großer Sorgfalt rein gezüchtet und jeder Beduinen kennt den Stammbaum seiner Hunde auswendig. Windhund, Pferd, Falke und Kamel symbolisieren Wohlstand und Adel. Trotz einer sehr tiefen Beziehung zwischen den Hunden und ihren Familien gilt Aufdringlichkeit als schlechtes Benehmen und wird ebenso wenig wie aggressives Verhalten geduldet. Eine gewisse Distanziertheit ist den Hunden eigen. Gehorsam beschränkt sich auf gegenseitigen Respekt. Sie sind noch sehr ursprünglich im Rudelverhalten und folgen, wenn sich der Mensch als guter Führer erweist, dem der Hund volles Vertrauen schenkt. Manche Windhunde sind auch gute Wächter. Die ersten östlichen Windhunde kamen mit den Engländern nach Westeuropa, wo sie in die moderne Rassehundezucht und in die Welt des Show-, Familien-und Sporthundes einzogen.

Hundeköpfe
Chart Polski – der polnische Windhund konnte gerade noch vor dem Aussterben bewahrt werden

Westliche Windhunde

Europa war mit seinem ursprünglich bewaldeten, dichten Bewuchs kein ideales Jagdgelände für Augenjäger. Erst mit der Rodung der Wälder wurden Flächen für die Hetzjagd mit Windhunden frei, die schon die Kelten mitgebracht hatten und die mit den Völkern aus dem Osten ein wanderten. Etrusker, Griechen, Römer liebten Windhunde, ließen sie in Stein meißeln und beschrieben sie in Büchern. Im Mittelalter, ehe man auf Entfernung treffsichere Feuerwaffen kannte, war die Hetzjagd mit Falke und Pferd angesagt und in ganz Europa lebten Windhunde an den Adelshöfen. Die außergewöhnlichen Hunde an der Seite ihrer wohlhabenden und einflussreichen Herren waren es seit Jahrhunderten wert, auf Gemälden verewigt zu werden. 

Deerhound
Deerhound – der schottische Hirschhund – dem nasskalten Klima Schottlands beste angepasst

Der Windhund galt als edel und treu, ganz seinem Herrn und niemandem sonst ergeben. Dass der Hund seinen Herrn auf Schritt und Tritt begleitete, war nicht ungewöhnlich und die Jagd mit Windhunden stets ein Privileg. Die Hunde durften ihrer Jagdleidenschaft ohne Einschränkung frönen und wer einem Windhund Schaden zufügte, wurde hart bestraft.

Die westlichen Windhunde jagen nicht alleine auf sich gestellt, sondern gemeinsam mit den Menschen auf kürzeren Distanzen. Im Gegensatz zu den östlichen Langstreckenläufern sind 

sie Sprinter. Ihr Stoffwechsel ermöglicht volle Kraft sofort umzusetzen und nach kurzer Verschnaufpause wieder starten zu können. Aus diesem Grund schätzt er sehr schnell ein, in welcher Entfernung zum gesichteten Wild er noch eine Chance hat und startet nur dann durch. Der erfahrene Hund rennt nicht bei der kleinsten Bewegung am Horizont auf und davon. Mit etwas Glück, Umsicht und gute Erziehung kann man einen Einzelhund durchaus frei laufen lassen. Natürlich bleibt er ein Windhund und springt Wild vor ihm auf, wird er es verfolgen. Aber er sucht es nicht, und da kann man es mit einem Windhund vielleicht leichter haben als mit einem Nasenjäger, denn dessen Anreiz bleibt uns verborgen und der Hund verschwindet im Gebüsch, während wir aus unserer erhöhten Perspektive selbst Augenjäger, das Wild oft vor dem Windhund sehen und ihn ablenken können. Vorausgesetzt, dass man seinen Blick schult und vor dem Hund schweifen lässt. Ständige Aufmerksamkeit ist bei jedem Spaziergang unerlässlich. 

HUnd
Italienisches Windspiel – der kleinste und feinste Windund

Diese Hunde sind wunderbare Hausgenossen, anschmiegsam, zärtlich, niemals aufdringlich und laut. Bei ausreichender Bewegung sind sie im Haus ruhig und stets unauffällige Begleiter. Sie folgen auf leise Worte und sind fremden Menschen und Hunden gegenüber meist reserviert, was von Laien manchmal als Ängstlichkeit ausgelegt wird. Ihr in sich gekehrtes Wesen wirkt auf Außenstehende eher langweilig. Generell stehen die westlichen Windhunde in engerer Beziehung zu ihren Menschen, suchen die körperliche Nähe und sind eher bereit, auf die Wünsche ihrer Besitzer einzugehen als die Orientalen.

FCI-Gruppe 10 – die Windhunde

Hunderennen
Azawakh beim Bahnrennen – der edle Windhund der Berber in der Sahara