Als ich das erste Exemplar des Dansk-Svensk Gardshund (Goohund ausgesprochen) im Ausstellungsgelände der Welthundeausstellung 1989 in Kopenhagen erblickte, wagte ich nicht, nach der Rasse des Geschöpfs zu fragen – konnte es sich doch um einen Teilnehmer der Behendigkeits-oder Gehorsamswettbewerbe handeln, die nicht rassegebunden sind. Doch als dann mehrere auftauchten, wurde ich stutzig. Tatsächlich – das waren Rassehunde!

Alte Rasse – gezüchtet seit 1985
Der Dänisch-Schwedische Hofhund wurde erst 1985 in den Stand der Rassehundezucht erhoben. Dabei führen seine Züchter seine Herkunft bis in die Wikingerzeit zurück, da auf Darstellungen des Wikingereinfalls in der französischen Normandie tatsächlich kleine bunte Hofhunde zu sehen sind.

Rattenbeißer in Schleswig-Holstein
Auch in Deutschland sind die Hunde nicht unbekannt. In Schleswig-Holstein gab es noch bis vor wenigen Jahren (gibt es sie noch?) sog. Rattenbeißer auf den großen Höfen, um Ratten und Mäuse kurz zu halten. Ich erinnere mich an alte Familienfotos mit solchen weiß-bunten glatthaarigen Hunden, die ich stets für urige Fox Terrier gehalten hatte und mich wunderte, wie solche ausländischen Rassehunde in unsere Familie kamen. Den letzten erlebte ich als Kind: Max, ein Mitbringsel aus dem Krieg. Woher er kam wurde nicht überliefert. Er wurde sehr alt, erinnerte an einen derben Glatthaarfox, war aber im Wesen so gar kein Terrier. Er wurde sehr geliebt und geschätzt, denn er war bescheiden, nie aufdringlich, sehr wachsam, hat aber niemanden gebissen und er zeigte keine Neigung zum Streunen. Wollte ich mit ihm an der Leine spazieren gehen, fand er das richtig öde, kam aber mit. Er war ein weiser alter Herr.

In den 1980er Jahren arbeitete ich für die HUNDEWELT und erhielt eine Leserzuschrift von einer Dame, die über diese Hunde berichtete. Sie wurden gerne zu Zirkushunden ausgebildet, weil sie so gelehrig und geschickt waren. Sie balancierten große Bälle und vieles mehr. Leider habe ich das damals nicht so richtig ernst genommen.

Jytte Weiss machte sich um die Erhaltung verdient
Leider wird dieser alte Hundeschlag in Deutschland aussterben, da immer mehr Rassehunde gehalten und viele große Höfe aufgegeben werden.
Genau diese Hunde wurden zum Dansk-Svensk Gardhund ernannt. Sein Überleben ist Jytte Weiss zu verdanken. Schon ihre Eltern besaßen solche Hunde, die auf keinem alten Familienbild fehlen. Jytte Weiss hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, alte dänische Hunderassen nicht aussterben zu lassen bzw. neu zu beleben. Es war eine sehr vernünftige Lösung, gleiche Schläge nicht nach politischen Nationen zu trennen, wie man es so häufig in der Rassehundezucht findet. Gerade noch rechtzeitig: Gehörten sie bis vor wenigen Jahren zum Alltagsbild bäuerlichen Lebens, drohte den lustigen Hunde das Ende, denn Bauernhöfe wurden aufgegeben, die Landjugend ging in die Stadt, die Hofhunde wurden nicht mehr gebraucht. So gewöhnliche Bauernhunde lagen auch gar nicht im Trend.

Optisch fast ein Fox oder Jack Russell – aber charakterlich kein Terrier
Der dänische Hundezuchtverband DKK ist der Erhaltung dänischer Rassen gegenüber sehr aufgeschlossen und erarbeitet Zuchtprogramme. Zur Rettung des Gardshundes arbeiteten der dänische und der schwedische Kennel Club SKK zusammen. Hundekenner zogen über Land auf die Höfe und suchten nach zuchtfähigen Tieren. Es stellte sich heraus, dass glücklicherweise noch genügend typische und gesunde Hunde dieser zähen alten Rasse vorhanden waren.
Robuster Bauernhund
Welpen der Hofhunde werden nicht aufgepäppelt, sondern nur die gesündesten überleben. Ebenso wenig wird wegen jedem Wehwehchen der Tierarzt aufgesucht. Robustheit war von jeher eines der wichtigsten Merkmale des Gardshunds, sei es nun auf skandinavischer oder deutscher Seite.

Insgesamt ist der Dansk-Svensk Gardshund eher mit den Pinschern verwandt als den Terriern, obwohl sein weißes Fell mit den rotbraunen oder schwarzen Flecken auf den ersten Blick an den Fox Terrier oder Jack Russell Terrier (als der Artikel geschrieben wurde, machte man noch keinen Unterschied zwischen Jack Russell und Parson) erinnert. Im Charakter ist der Hofhund jedoch nicht mit den Terriern zu vergleichen.

Vielfältige Aufgaben
Der Dansk-Svensk Gardshund hatte viele Aufgaben: er vernichtete Ratten und Mäuse, er meldete Fremde mit lautem Gebell und er war der stets fröhliche, unempfindliche Spielkamerad der Kinder. Seine Intelligenz und Lernfreudigkeit machte sich so mancher Zirkus zunutze. Alte Fotos und Plakate dokumentieren das.
Als Familienbegleiter etabliert
Klar, dass ich nun nach Jahren wieder einmal Dänemark bereisend, den Stand der Dansk-Svensk-Gardshunde erkunden wollte. Kein Problem, denn die Rasse hat sich gut entwickelt, es gibt viele Züchter. Jeder Däne kennt den kleinen Hund, er hat sich fest als Familienbegleithund etabliert. Wir besuchten einen Züchter und seine bunte Meute auf seinem Bauernhof. Die meisten Hunde bevölkerten das große Sofa im Wohnzimmer. Das Welpenställchen stand mit im Raum. Alle Hunde stürzten sich voller Begrüßungsfreude auf uns, beruhigten sich aber nach ein paar Streicheleinheiten rasch und bezogen ihre Plätze auf der Couch.
Angenehmer Charakter
Die Größe ist handlich, das Fell pflegeleicht, der Hund leidet nicht an irgendwelchen anatomischen Übertriebenheiten. Durch die breite Zuchtbasis werden Inzuchtschäden vermieden.
Jedenfalls sind die Besitzer der Hofhunde voll des Lobes. Die Gardshunde sind umgängliche, gesunde, robuste Hausgenossen, die sich leicht erziehen lassen, nicht wildern oder raufen, wenig Pflege brauchen und wachsam sind. Sie sind lustig im Charakter, stets zum Spielen aufgelegt, lernen gern und schnell und sind verschmuste Kameraden. Ihr Bewegungsdrang ist mäßig, aber sie brauchen Zuwendung und Beschäftigung mit ihrem Menschen. Alles in allem erobert sich hier eine urwüchsige, unkomplizierte, charmante Hunderasse die Herzen der Dänen und Schweden.
Erschienen im Deutschen Hundemagazin 12/2000 Copyright Eva-Maria Krämer
Erfolgsgeschichte
Tatsächlich ist der Dänisch-schwedische Farmhund eine Erfolgsgeschichte. Er wurde 2008 provisorisch von der FCI anerkannt und hat auch in Deutschland eine Fangemeinde. Dadurch, dass es keine etablierte Hunderasse ist, sondern erst seit kurzem mit modernsten Kenntnissen der Genetik von Fachleuten entwickelt wurde, hat sie den „alten“ Rassen gegenüber den großen Vorteil genetischer Vielfalt.
2012 wurden die ersten 10 Hunde im VDH eingetragen. 2023 waren es 136. Einen Rassezuchtverein im VDH gibt es noch nicht, die Rasse wird vom VDH direkt betreut.
Pro-Kromi
Diese Tatsache und die optische Ähnlichkeit mit ausgeglichenem Wesen machten sich Kromfohrländer-Züchter zunutze. Der Kromfohrländer, aufgebaut in den 1950er Jahren auf wenigen Hunden, hat ein ernsthaftes Inzuchtproblem mit häufig auftretenden Krankheiten wie Autoimmunerkrankungen bis hin zu Epilepsie. Einige engagierte Züchter trauten sich, mit dem Dansk-Svensk Gardshund ein Auskreuzungsprogramm nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufzubauen. Inzwischen gibt es an die 600 Hunde des Pro-Kromfohrländer-Projekts, optisch sind sie kaum vom ursprünglichen Kromi zu unterscheiden. Leider war der Zuchtverband im VDH nicht bereit sich darauf einzulassen, obwohl es sich ursprünglich um eine Mischlingszucht handelte. Inzwischen sind aber aufgrund der guten Ergebnisse die Pro-Kromizüchter gar nicht mehr an einer Anerkennung interessiert, da sie das nur in ihrer Arbeit einschränken würde.