Podencos und Podengos

Podencos – portugiesisch Podengo – sind im ganzen Mittelmeerraum beliebte Jagdhunde. Ihr Körperbau ist perfekt an die jeweiligen Anforderungen von Klima, Terrain und Beute angepasst. Ich lernte sie in Portugal und auf der Kanareninsel Hierro näher kennen.

Es war nicht leicht so aufzustöbern, obwohl jeder Einheimische ein begeisterter Jäger zu sein scheint. Ich fuhr über die Dörfer und suchte nach den Hunden. Es gelang mir einen Jäger zu finden, der seine Hunde sehr gut hielt und mir zwei wunderschöne Exemplare für Fotos für den Hundeführer zur Verfügung stellte. Aber ich habe auch viel Elend gesehen. Ich war nicht zur Jagdsaison da, aber ich vermeide gerne Jagden mitzuerleben. So musste ich mich auf die mündlichen Berichte verlassen. 

Kaninchenjagd mit Podencos

Diese traditionellen Jagdhunde werden ausschließlich in der Jagdsaison, dann aber mehrmals in der Woche, eingesetzt. Podencos gibt es in allen Größen und Varianten, angepasst an ihr Lebensumfeld und die jagdlichen Bedingungen. Diese Hunde sind außerordentlich robust und selbst in dichtem Dornengestrüpp und auf trockenem Gestein kaum verletzungsanfällig. Gejagt wird jeweils mit wenigen Hunden oder es tun sich mehrere Jäger zusammen. Die Hunde haben auf der Jagd nur ein gemeinsames Ziel, kooperieren sofort, Zeit für Streitigkeiten bleibt nicht. Die hochbeinigen Podencos zeichnen sich durch enormes Sprungvermögen aus und schnellen aus dem Stand meterhoch aus der Macchie auf die Kaninchen. Erwischt ein Hund ein Kaninchen, bringt er es dem Jäger zurück, meist sogar unverletzt. Ein Hund, der sich an der Beute vergreift wird nicht geduldet. 

Podenco Canario
Ein Bild des Jammers – weit ab von jeder Siedlung ohne Schatten, kurz an einer Blechtonne angekettet, die Wassernäpfe längst umgeworfen, sind die Tiere darauf angewiesen, dass sich jemand um sie kümmert…

Gehorsam wird nicht erwartet

Kaninchen entfernen sich nicht weit von ihrem Bau, sie laufen nicht weg, sondern suchen Deckung. Die Hunde stöbern daher nicht auf weite Distanz oder hetzten über weite Strecken. Gehorsam wird vom Hund nicht erwartet. Bei Beginn der Jagd preschen sie sofort los, sondieren das Gelände, setzen Augen, Nase und Ohren ein auf der Suche nach Beute. Ist die Jagd zu Ende, wissen sie das und kommen auf Ruf zurück, genießen Wasser und Futter und sind zufrieden. 

Podenco Canario
Chocolado stellt sich als Supermodell meiner Kamera

Podengos auf Wildschweinjagd

Die großen Podengos werden zur Wildschweinjagd eingesetzt. Den festgelegten Jagdbezirken werden zwei oder drei Hunde zugeordnet, die sie systematisch durchkämmen und den an strategischen Plätzen wartenden Jägern zutreiben. Stellen sie ein Wildschwein, rufen sie laut bellend die mitgeführten Dogo Argentinos oder ähnlich kraftvoll zupackende Hunde auf direktem Weg zur Hilfe heran, um das Wild festzuhalten, bis der Jäger da ist, was in unwegsamem Gelände einige Zeit dauern kann. 

Podenco Canario
So ein wundervolles Hundegesicht schaut direkt ins Herz

Guter Jagdhund – schlechter Jagdhund

Ob ein Hund ein guter Jagdhund ist und bleiben darf, entscheidet sich in der ersten Saison. Hunde, die sich zu weit entfernen, die nicht in angemessener Zeit zurückkommen, die nicht kooperieren oder nicht eifrig genug jagen, müssen weg. Ist die Jagd zu Ende und es fehlt noch ein Hund, wartet niemand auf ihn oder sucht ihn gar. Diese Hunde gelangen in den Tierschutz. Das bedeutet, dass über den Tierschutz vermittelte Hunde alle gejagt haben.

Hundeleben – keine Hausgenossen

Das Schicksal der Jagdpodencos ist recht unterschiedlich: von gut genährt und versorgt bis hin zu armseligem Dasein, wenn sie außerhalb der Jagdsaison ihr Leben an kurzen Ketten, in Schrottautos, Hinterhöfen oder mit viel Glück in ordentlichen Zwingeranlagen verbringen. Hausgenossen sind sie nicht. Ich traf sie mitten im Gelände weit weg von Siedlungen in sengender Hitze ohne Futter bei umgeworfenem Wassertopf an. Diese unwürdige Haltung sowie das Entsorgen unbrauchbarer Hunde bereitet Tierschützern große Sorgen.

Podenco Canario
Leinen kennen die Hunde nicht, Chocolado wurde an seiner Kette zu dem Fotoshooting geführt.

Behütetes Heim in Deutschland?

Ein behütetes Heim in Deutschland ist aus unserer menschlichen Sicht erstrebenswert, aber nicht unumstritten. Wir reißen die Hunde aus ihrer eigenen Welt, in der sie niemals Familienmitglieder waren, aber einige Monate im Jahr ihre Leidenschaft ausleben konnten. 

Große Selbstständigkeit

Ihre große Selbstständigkeit und dass sie sich über gelernten Gehorsam hinwegsetzen, sobald sie die Gelegenheit loszulaufen haben, macht hierzulande ihre Haltung schwierig, da Freilauf kaum gewährleistet werden kann. Hier müssen sie sich in ein Familienleben einfinden, die Segnungen unserer technisierten Umwelt mit Lärm und ungewohnten Situationen ertragen, was sie in ihrem simplen Lebensumfeld bisher nicht kannten. Und wir zwingen sie zu einem Leben an kurzer Leine. Widmet man sich einem Podenco, hat man keine leichte Aufgabe übernommen, angefangen von einem wirklich hoch eingezäunten Grundstück.

Podenco Canario
Gepflegte und gut genährte und gut untergebrachte Hunde versöhnen ein wenig

Es ist die tiefe Zuneigung, die sie ihren Menschen schenken, sobald sie Vertrauen gefasst haben, die sie ihren Besitzern so kostbar macht.

Podenco Canario hinter Zaun
Podenco Canario – ein gepflegter Hund in guter Unterbringung

Podenco Canario
Wenigstens am Hof untergebrachte Hunde
Podenco Canario
Aber leider war das kein Einzelfall
Podengo Grande
Bei der Wildschweinjagd sind die robusteren rauhaarigen Podengo Grande lieber gesehen. Trotzdem sind die sehr selten und häufig nicht mehr reinrassig.
Podengo Grande
Podengo Grande – die bunten Halsbänder kennzeichnen auf der Jagd den Besitzer. Sie haben etwas gesehen – nur kurz nicht aufgepasst und weg waren sie… es dauerte allerdings nicht lange, bis sie wieder zurückkamen… Doch der Schreck stand dem Jäger ins Gesicht geschrieben, weder Jagdsaison noch Jagdrevier!
Podengo Grande
Podengo Grande – die kurzhaarigen sind sehr sehr selten anzutreffen