Wölfe bringen vom Mäusefangen bis zur Großwildjagd alle Voraussetzungen mit, um unter unterschiedlichsten Bedingungen zu überleben. Jedes Rudelmitglied nutzt seine Begabungen.

Ohne Jagd und keine Weiterentwicklung

Es mag etwas hoch gegriffen klingen, aber ohne die Hilfe von Hunden zur Beschaffung von Fleisch hätte sich der Mensch kulturell nicht wesentlich weiter entwickeln können. Die Umstellung vom reinen Pflanzen- und Früchteesser zum Jäger führte durch den Verzehr von tierischem Eiweiß zu größerem Hirnvolumen mit Förderung der Intelligenz, weil eine erfolgreiche Jagd Kommunikation, Planung und Werkzeuge erforderte. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass die Fähigkeit, Fleisch verdauen zu können, hinter der erfolgreichen Evolution des Menschen und seiner globalen Verbreitung steht, nicht zuletzt, weil Mütter ihre Kinder schneller abstillen und mehr Kinder aufziehen konnten.

Schließlich lernte der Mensch, Tiere zu zähmen, um stets eine leicht erreichbare Eiweiß- und Rohstoffquelle (Milch, Wolle, Fleisch) verfügbar zu haben. 

Jagdhunde
Hundemeute auf der Jagd – ihr Motto ist auf und davon – und „the more the merrier“ – je mehr desto besser

Doch Jagdhunde wurden keinesfalls überflüssig, denn Haustiere waren kostbarer Besitz und wurden nicht einfach aufgegessen, so lange Wild ausreichend zur Verfügung stand. Auch als der Mensch vor rund 6000 Jahren zum Ackerbauern wurde, blieb erjagtes Fleisch eine willkommene Nahrungsquelle. Noch zu Beginn des modernen Industriezeitalters trugen Hunde mit verwilderten Kaninchen zum Lebensunterhalt der notleidenden Bevölkerung bei. Selbst in unmittelbarer Vergangenheit wurde in Notzeiten trotz strengsten Verbots auf Wild zurückgegriffen. Menschen und Jagd sind untrennbar miteinander verbunden, auch wenn wir heute in unserer Gesellschaft keine Notwendigkeit mehr darin sehen und die Jägerei als Elitesport umstritten ist. Wir dürfen aber nie vergessen, dass wir in unglaublich guten Zeiten leben und niemand weiß, wann wir wieder einmal auf unsere vierbeinigen Jagdgehilfen angewiesen sein werden!

Jagender Hund
English Working Springer Spaniel beim Stöbern – er muss loslaufen, suchen und sich von seinem Menschen trennen

Angepasste Spezialisten 

Der Mensch schuf im Laufe der Jahrtausende durch intensive Zuchtauslese der angeborenen, erblichen Fähigkeiten, den jeweiligen Jagdbedingungen angepasste Spezialisten. Dieser Prozess setzt sich bis in die Gegenwart fort, denn durch die Veränderung der Umwelt ändern sich die Jagdmöglichkeiten und Ansprüche an einen guten Jagdhund. Nach unserem Jagdgesetz ist zur Betreuung eines Reviers im Sinne des Tierschutzes die Haltung eines auf jagdliche Brauchbarkeit hin überprüften Jagdhundes Pflicht. Allerdings werden Jagdhunde in den letzten Jahren mehr und mehr zum Familienbegleiter, das Rassen in den Vordergrund rückt, die wir vor ein paar Jahren kaum zu Gesicht bekamen. Weit überlegenes Wild erfolgreich jagen zu können erfordert Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Ausdauer. Der ganze Organismus ist darauf eingestellt. Wir reden hier nicht von einstündigen Spaziergängen, sondern von geistig und körperlich höchster Konzentration und Beanspruchung. Über viele Kilometer, Stunden, Tage! Bei einer normalen deutschen Drückjagd legen die Hunde in wenigen Stunden 30 km zurück. Die Aussage, „Hunde haben kein Laufbedürfnis“ sondern Kopfarbeit sei das Wichtigste und ausgiebige Bewegung deshalb zweitrangig oder gar nicht notwendig, stimmt so nicht – ausgiebige Bewegung, ja – stumpfsinniges neben dem Rad laufen, nein. Dazwischen gibt es eine breite Palette an Beschäftigungsmöglichkeiten während einer Radtour, Jogger- oder Reitbegleitung, die dem Hund Spaß machen. Bewegung ist gesund. 

Jagdhunde bei nicht Jägern

Jagdhunde genießen seit alters her ein besonderes Image, denn die Jagd war stets ein Privileg der Reichen und Mächtigen. Es sind nicht nur wunderschöne Hunde darunter, viele Menschen schätzen auch ihr sanftes Wesen und freundlichen Umgang mit Artgenossen. Viele Jagdhunde kommen über den Tierschutz aus dem Ausland und fallen in Hundeschulen und bei Verhaltensberatern auf, wenn die Besitzer mit dem Jagdverhalten nicht klarkommen. Inzwischen gibt es überall Kurse zum Antijagd-Training, Ersatzbeschäftigungen und so weiter. Warum nehme ich einen Jagdhund auf, wenn ich ihm nicht oder nur mit außerordentlicher Mühe gerecht werden kann und letztlich mit einem Hund Ende, der sein Leben an der Schleppleine verbringen muss? Auf der anderen Seite sind manche Jagdhunderassen für hundesportliche Aufgaben gut geeignet. Die Kunst liegt darin, den geeigneten Hund zu finden. Es ist für den erfahrenen Jagdhund-Ausbilder schon nicht leicht, einen Hund zu zuverlässigem Gehorsam zu führen, ohne die für gute Leistung erforderliche Passion zu bremsen. Wie soll das ein Laie schaffen, der gar nicht weiß, was in seinem Hund vorgeht? Es ist ein schmaler Grat, auf dem man sich mit dem Jagdhund bewegt und ein anstrengender alle Male.

Rennender Hund
Der Galgo braucht Freiraum, er will rennen und legt dabei in Sekundenschnelle Hunderte von Metern zurück

Jagdhunde aus dem Tierschutz

Seit einigen Jahren gelangen viele Jagdhunde wie Bracken, Windhunde, Setter und Pointer und deren Mischlinge über den Tierschutz nach Deutschland. Importjagdhunde sind in südlichen Ländern Prestigeobjekte, die den Wohlstand des Jägers dokumentieren. Jagen kann dort praktisch jeder, es gibt keine der deutschen vergleichbare Ausbildung und Reglementierung. Wer es sich leisten kann kauft einen fertigen Hund, aber richtig gearbeitet wird mit dem Hund kaum. Er soll jagen und tut er das nicht wie erwartet, schafft man ihn auf die eine oder andere Weise ab. Oft wird weit mit dem Auto ins Jagdgelände gefahren und ist ein Hund nicht rechtzeitig zurück, fährt man ohne ihn nach Hause. Die Hunde streunen bis zur Entkräftung. Mit etwas Glück werden sie aufgegriffen und dem Tierschutz übergeben. Nach dort kommen dann Hunde, die aktiv gejagt haben, sich zeitweise möglicherweise selber ernähren mussten, aber denen Gehorsam, Bindung und Beziehung zu Menschen fehlen. Sie lebten nie im Haus in der Familie, der Umgang war möglicherweise derb, und sie kamen nur zur Jagd aus ihrem Zwinger. Versetzt man sie in unsere hektische Umwelt und ein häusliches Familienleben, sind sie oft vollkommen überfordert und verstört. Es kostet sehr viel Mühe, ihre Ängste zu überwinden. Auf der anderen Seite entfällt ihr bisheriger Lebensinhalt – das Jagen. Spielerische Beschäftigung ist für sie uninteressant und Leckerchen sind nur dann wirksam, wenn gerade nichts wichtiger ist. Mit diesen Hunden sind die meisten Menschen hoffnungslos überfordert. Die geniale Antwort eines Hundetrainers auf die Frage eines genervten Hundebesitzer wie er seinem Hund das Jagen abgewöhnen könnte, war: 2Warum haben Sie einen Jagdhund?“