Das Theater um die farbigen Pudel hat nun einen Höhepunkt erreicht. Ursprünglich hatten die alten Wasserhunde mehrere Farben und Scheckungen. Irgendwann einigte man sich auf einfarbige Hunde in klaren Farben. In der ehemaligen DDR jedoch, die nicht an den FCI Standard gebunden war, züchtete man mehrfarbige Pudel. Nach der Wende wollte man diese Hunde jedoch nicht aufgaben und der VDH bemühte sich um die Anerkennung. Damit biss er bei den Franzosen auf Granit. Frankreich gilt als Mutterland der Pudel und hat damit die Standardhoheit. Der VDH bemühte sich dann um die Anerkennung einer neuen Rasse, den Mehrfarbenhund. Wegen seiner großen Ähnlichkeit zum Pudel stellte sich Frankreich quer. Der VDH erkannte die gescheckten und black and tan Pudel national an. Frankreich musste sich wohl der Popularität der mehrfarbigen Pudel beugen und schuf den Chien Pluricolore, der eine Vielfalt von Farben erlaubte und dem Pudel sehr ähnlich war. Tatsächlich konnten einfarbige Welpen als Pudel eingetragen werden. Und jetzt kommt’s: Ab 1.8.2024 erkennt die FCI im Standard des Pudels mehrfarbige Hunde an. Und zwar in vielen Varianten, gescheckt, mit oder ohne Loh, einfarbig mit weißen Abzeichen, ja sogar gestromt.
Was wird dann aus dem Pluricolore? Ich vermute mal, der wird wieder gestrichen, denn es sind ja nun mal genetisch Pudel.
Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen, dass nicht so ein Hype um die Farben gemacht wird. Fraglich ist jetzt, wie geht man in der Zucht damit um? Schränkt die Trennung den Genpool ein, weil sie nicht alle untereinander verpaart werden dürfen, oder wird die Zucht so weit geöffnet, dass man verpaart was man will und sieht was kommt? Dann wird es sicherlich auch noch mehr Farbvarianten geben. Allerdings sind die inzwischen auch in Merle auftauchenden Pudel Kreuzungen, da Merle nicht beim Pudel vorkam. Da es sich um ein dominantes Merkmal handelt, kann es auch nicht durch Zufall irgendwann auftreten, sondern ein Elternteil muss immer Merle sein. Zobelfarbene Pudel tauchten immer wieder auf, sind aber nicht als Farbe anerkannt. Das mag sich ändern, wenn durch die aktive Farbzucht mehr über die Genetik bekannt wird. Bislang äussern sich die vier deutschen Pudelclubs im VDH nicht zu dem neuen Standard und der Farbzucht auf ihren websites.
Spannend… So ganz am Rande dürfen Pudel wieder Bart tragen, bei allen Schuren. Das mögen die Pudler nicht, aber so beugt man sich dem Tierschutzgesetz, das das Kürzen der Vibrissen verbietet.
Wir befinden uns in einer spannenden Zeit – die Hundezucht wird abweichen von althergebrachten Dogmen und mit großen Schritten in die Zukunft gehen – es war höchste Zeit!