Im ehemaligen Jugoslawien finden wir zahlreiche Herdenschutzhunde, die nun nach der Gründung der einzelnen Staaten dort national als eigene Rassen gezüchtet werden. Politische Grenzen haben die Schäfer, die in den schwer zugänglichen Regionen lebten und ihre Herden trieben, nie interessiert und so sind die Übergänge zwischen den Hundetypen fließend. Ich bin der Meinung, dass man sie gar nicht in Rassen aufteilen sollte, was nur den Genpool schmälern kann, wenn sie dann noch auf bestimmte Merkmale, um sich von den anderen abzuheben, gezüchtet werden. Noch sind es bodenständige Arbeitshunde und keine Showrassen. Die lokalen Typen sind zwar unterschiedlich, dennoch verkörpern sie einen Typ von Hund mit allen Merkmalen, die ihn für seine Aufgaben befähigen. Ich hoffe, dass die Züchter dort offen sind bei der Zuchtwahl und sich nicht, wie bei den Showrassen üblich, auf eine „Reinrassigkeit in geschlossenen Zuchtbüchern“ festlegen.
In Zagreb auf der Welthundeausstellung 2024 konnte ich eine mir bisher nicht persönlich bekannte Rasse kennenlernen. Der Deltari Ilir präsentierte sich unterschiedlich von hoch aggressiv über unsicher bis hin zu ganz neutral und umgänglich. Tatsächlich muss man bedenken, dass diese Hunde möglicherweise vorher so etwas noch nie mitgemacht haben. Typisch stark territorialer Schutzhund benimmt er sich in fremdem Gebiet eher zurückhaltend neutral, aber wenn es zu eng wird und mehrere Hunde aufeinandertreffen, kann es auch kritisch werden. Es sind eben noch lange keine angepassten Begleiter, sondern ihrem Lebensraum entführte Hunde, die einem breiteren, internationalen Publikum vorgestellt werden sollten.
Diese Herdenschutzhunde haben eine uralte Tradition und sind bis in die Bronzezeit zurück zu verfolgen. Die Reinzucht begann allerdings erst in den 1980er Jahren. Inzwischen gibt es einige Generationen rein gezüchteter Hunde im Raum Kosovo, Albanien, Makedonien, Montenegro und Kroatien. Der offizielle Standard wurde 2016 erstellt, der als Ursprungsland Kosovo angibt. Er gehört in die Gruppe 2.2 Berghunde.
Sein Wesen wird als mutig, intelligent und selbstbewusst beschrieben. Er ist treu einer Person ergeben, mutig bei der Verteidigung von Mensch und Tier. Niemals tolerant gegenüber dominanten Typen – Standardwortlaut.
Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 67-75 cm, Hündinnen zwischen 62-70 cm, bei einem Gewicht von 45-55 kg bei Rüden und 35-45 kg bei Hündinnen.
Der Deltari Ilir ist einfarbig von weiß bis dunkelgrau, max. 10% dürfen als weiße Abzeichen an Brust, Pfoten, Fang und Rutenspitze vorkommen.
Dieser eindrucksvolle Hund ist noch sehr ursprünglich und seiner Aufgabe verbunden und kein dem modernen Familienleben angepasster Hund.
Copyright Text und Foto Eva-Maria Krämer