Bei Menschen und Hunden kommen Erbkrankheiten vor, d. h. sie sind genetisch bedingt. Die moderne Gentechnik eröffnet durch Gentests immer bessere Möglichkeiten, solche Krankheiten im Erbgut auch dann festzustellen, wenn ein Tier offensichtlich gesund ist. Am Hund wird besonders stark geforscht, weil das Erbgut innerhalb der Rassen sehr einheitlich und daher leichter zu bearbeiten ist und die Ergebnisse in der Regel recht gut auf den Menschen zu übertragen sind. Diese Ergebnisse kommen dann ebenfalls der Rassehundezucht zugute.
Beim Collie gibt es zwei Defekte, die eng mit der Rasse verbunden sind. Das ist einmal die CEA – Collie Eye Anomaly, die sogar nach dem Collie benannt wurde, und der MDR1 Gendefekt, der durch die Ivermectin-Unverträglichkeit beim Collie erforscht wurde. Beide Defekte kommen bei zahlreichen Rassen vor und beschränken sich nicht auf den Collie.

MDR1-Gendefekt
Der Gendefekt bewirkt eine undichte Bluthirnschranke (auch Blutschranken in anderen Organen), so dass bestimmte Wirkstoffe und Gifte ins Gehirn eindringen können und nicht wieder heraustransportiert werden. Das führt zu neurologischen Störungen bis hin zum Tod. Unterschiedliche Dichte der Blut-Hirnschranke kommt auch beim Menschen vor und ist für Medikamenten-Nebenwirkungen verantwortlich. 
Ein Gentest, der bei jedem Tierarzt durchgeführt werden kann, gibt Aufschluss darüber, ob ein Hund nicht vom Gendefekt betroffen ist (+/+), nur eine Erbanlage trägt und daher weniger gefährdet ist (+/-) oder den Gendefekt aufweist und bestimmte Medikamente nicht bekommen darf (-/-).
Ab 2010 müssen innerhalb des VDH alle Zuchttiere den Gentest auf MDR1 vorweisen. Zuchtbeschränkungen zur Vermeidung betroffener Welpen gibt es nicht. Leider werden noch immer Collies mit diesem Gendefekt gezüchtet. Beim Kauf bitte nachfragen!

CEA-Collie Eye Anomaly
Angeborene Veränderungen des Augenhintergrundes, die in den meisten Fällen die Sehfähigkeit des Hundes nicht beeinträchtigen. Dennoch wird sie züchterisch beachtet, um die schlimmste Form der CEA, die Erblindung, zu vermeiden. Zur Zuchtzulassung innerhalb des VDH müssen alle Zuchttiere klinisch untersucht werden. Es gibt einen Gentest, der aber nur die leichten, den Hund nicht beeinträchtigende Formen der CEA betrifft. Man geht davon aus, dass das Colobom am Sehnerv, das zur Beeinträchtigung bis hin zur Erblindung führt, separat vererbt wird. Daran wird derzeit geforscht. Aus diesem Grund ist auch bei einem negativen Gentest immer noch eine klinische Augenuntersuchung für die Zuchtzulassung unumgänglich. 

Bei MDR1 und CEA ist der Erbgang einfach rezessiv. Nur wenn beide Eltern ein Gen an ihre Nachkommen weitergeben, kann der Defekt auftreten. Gentests können die Erbträger, also die Besitzer einer Erbanlage, die den Defekt selbst nicht zeigen, aber vererben können, ausweisen und somit betroffene Tiere vermieden werden.

DM – Degenerative Myelopathie
Die DM ist eine bei vielen Rassen bekannte Erkrankung, die auch beim Collie beobachtet wurde. Es handelt sich um eine schmerzfreie Lähmung der Hinterhand, oft beginnend mit Schleifen der hinteren Pfoten in mittlerem Alter. Die Lähmung schreitet fort. Es gibt keine Heilungsmöglichkeit. Eine gesicherte Diagnose gibt es auch nicht, vielmehr ging man bisher bei Ausschluss aller anderen Möglichkeiten von einer DM aus. Die Untersuchungen der Wirbelsäule sind nicht ungefährlich für den Hund und teuer. Eindeutigen Aufschluss ergibt erst die Untersuchung nach dem Tod.
Es wurde für einige Rassen ein Gentest entwickelt, der auch an Collies angewendet wird, aber Fragen offen lässt, da er nicht am Collie selbst entwickelt wurde.
Der Gentest besagt nur, dass die Erbanlage vorhanden ist, aber nicht ob und wann die Erkrankung ausbrechen muss. Deshalb macht er zunächst nur als Absicherung einer Verdachtsdiagnose Sinn.
Der Gentest wird von der OFA Orthopedic Foundation for Animals in den USA und von www.labogen.com angeboten.

Jule genießt das Spiel mit Frauchen und kommt gut mit dem Rollwagen zurecht. 

PRA Gentest
Prof. Gregory Acland, Cornell Universität, USA, hat das Gen beim Collie gefunden, das die erbliche Augenerkrankung ähnlich der beim Menschen vorkommenden, frühen Form der Retinitis pigmentosa, verursacht.
Welpen zeigen erste Anzeichen im Alter ab 6 Wochen, der betroffene Hund kann bis zum Ende des 1. Lebensjahr erblindet sein.
Soweit wir wissen, ist diese Erkrankung in Deutschland bislang nicht entdeckt worden, obwohl regelmäßig sehr viele Welpen untersucht werden.
In den USA befasst man sich seit Jahren mit dem Thema, hat bislang wichtige Zuchttiere durch Testverpaarungen überprüft. Die Collie Health Foundation hat fast 200,000 Dollar an Forschungsgeldern investiert, die nun Früchte tragen.
Der Gentest wird nun künftig bei Zweifelsfällen Klarheit schaffen können, denn es ist für einen Züchter sehr belastend, wenn Verdachtsmomente ohne Beweise aufkommen. 

Greycollie-Syndrom
Sehr selten kommt diese Krankheit vor. Welpen werden grau geboren und erreichen die Geschlechtsreife nur unter Laborbedingungen. Diese Hunde sind für die Humanforschung sehr wertvoll, weil diese Erkrankung beim Menschen vorkommt. Gelegentlich lassen Züchter durch einen Gentest auch darauf untersuchen, um sicherzustellen, dass diese Erbanlage nicht in ihren Hunden vorkommt. Gelegentlich werden graue Collies geboren, die aber auf einer Form des Merle beruhen, aber nichts mit dem Greycollie-Syndrom zu tun haben. 

Im Zuge der Forschung gibt es immer mehr Gentests und manche Labors bieten ganze Testpakete an. www.labogen.com

IPD – Inflammatory Pulmonary Disease

und

Hyperurikosurie (SLO/HUU)  

getestet. Für diese Erkrankung ist der Dalmatiner reinerbig mit Ausnahme der nicht anerkannten LUA-Dalmatiner, die in den  USA seit de 1970er Jahren durch die Einkreuzung eines Pointers gezüchtet werden. Ich habe davon beim Collie noch nichts gehört, möglicherweise fand man das Gen auch beim Collie und bietet den Test nun an. 

DMS – Dermatomyositis

In den USA wurde diese Erkrankung bei Sheltie, Aussie und Collie beschrieben. Es handelt sich vermutlich um eine Autoimmunerkrankung, bei der insbesondere junge Hunde betroffen sind. Es kommt zu Pusteln, Bläschen und Geschwüren, die sich entzünden, hauptsächlich im Gesicht, aber auch an Beinen und Rute. Hinzu kommt Muskelschwund. Meist heilt sie bis zum Erwachsenwerden aus. Dennoch ist es eine qualvolle Erkrankung. Der Gentest gibt aber nur die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs an. 

Merle
Merle ist keine Krankheit, sondern eine Verdünnung der Farbpigmente im Fell. Normalerweise ist das Merle gut sichtbar, es kann sich aber durchaus auf nur ein paar graue Haare an der Ohrspitze oder kleine graue Splitter auf der Iris zeigen. 

Double Merle Collie
Double Merle Collie

Verpaart man Merle mit Merle können im Bereich der Augen und Ohren defekte,  fast vollständig weiße sog. Doppelmerles auftreten, eine solche Paarung ist per Gesetz verboten, da sie unter die Qualzucht fällt. Merle ist ein uraltes Farbmuster, das besonders bei Hütehunden, aber auch Jagdhunden, vorkommt. Würde es die Leistung der Hunde beeinträchtigen, gäbe es sie längst nicht mehr, denn als dominantes Merkmal kann es ganz rasch verschwinden. Es muss immer ein Elternteil das Merlegen tragen, damit es bei den Nachkommen auftreten kann.