Genetische Vielfalt ist heute nach über 150 Jahren strenger Auslesezucht nach Standard mittels In- und Linienzucht ein großes Thema der Rassehundezucht. Die moderne Technik bietet uns Hilfe durch künstliche Besamung mit Rüden auf der ganzen Welt, um Inzucht zu vermeiden. Aber auch die Belegung durch zwei Rüden bietet dem Züchter in einem Wurf die Möglichkeit, mehr züchterische Pläne zu verwirklichen. Eine Möglichkeit, die der VDH nun seinen Mitgliedern freistellt und die einige Rassezuchtvereine bereits aufgegriffen haben. Durch die Gentestung ist die Vaterschaft einwandfrei festzustellen und es gibt keinen Grund, einem Züchter diese Möglichkeit zu verweigern.
Übrigens sind Mehrfachdeckungen hundetypisch. Ich habe beobachtet, wie Rüden Schlange standen und einer nach dem anderen die Hündin belegte, die das offensichtlich genoß… Die Natur hat es sehr klug eingefädelt, mit möglichst sicherem Zuchterfolg und vielen Welpen die Genvielfalt und damit die Art zu erhalten.
Eine Studie an einer bekannten Hunderasse hat ergeben, dass offiziell nur 7 Ausgangsväter angegeben sind, aber „glücklicherweise“ – so der Forscher – viel mehr Rüden eingebracht wurden. Ich kannte einen Züchter, der fuhr für damalige Verhältnisse weit zum Decken, ließ sofort nach Ankunft zu Hause vom eigenen Rüden nachdecken, damit er die weite Reise nicht umsonst angetreten hatte. Das hat er ganz offen erzählt… Gentests gab es natürlich nicht und die Welpen wurden nach dem berühmten Deckrüden eingetragen. Auch die alte Mär, dass eine Rassehündin „verdorben“ sei durch eine Fehlbelegung, rührt daher, dass sie vermutlich mehrmals die Möglichkeit der Doppelbelegung nutzte und daher öfter „Fremdlinge“ im Wurf waren…
Dr. Helga Eichelberg schreibt darüber in der Ausgabe 7 des Verbandsorgans des VDH – Unser Rassehund. Ihr Schlußsatz: „Wir hoffen sehr, dass viele Züchter experimentierfreudig sind und sagen ihnen schon jetzt unseren herzlichen Dank. Sie geben zukünftiger Hundezucht eine neue größere Chance.“