Vibrissen – nichts Neues unter der Sonne

Vibrissen
Vibrissen

Am 7.9.2022 beschloss der VDH entsprechend dem Tierschutzgesetz Hunde mit gekürzten Vibrissen nicht mehr auf seinen Veranstaltungen zuzulassen. Diejenigen, die bisher ihren Hunden regelmäßig die Vibrissen abschnitten sind empört und fallen in den social media über den VDH her… 

Ich kann es nicht fassen! Es ist schon seit Jahren per Tierschutzgesetz verboten. Hätten die Zuchtvereine nicht schon längst das Tierschutzgesetz umsetzen können/müssen, indem sie Lösungen finden; entweder nachzuweisen, dass keine Leiden entstehen oder ihre Vorstellungen von der Schur zu ändern. Immerhin tragen auf historischen Darstellungen Pudel Bart – ebenso in den 50er und 60er Jahren mit dem Karakulschnitt. 

Ich diskutiere nicht über Sinn und Unsinn, aber ich persönlich halte die Natur immer noch für sehr vernünftig und es gibt nichts Unsinniges, das die Natur nicht von sich aus abschaffen würde. 

Allerdings wohl kaum im Sinne von 150 Jahren Dog Show business… 

Zwergpudel

In der Märzausgabe der Collie Revue von 2009 – also vor mehr als 13 Jahren – informierten wir Colliebesitzer mit freundlicher Genehmigung von Dr. Thomas Althaus und der Redaktion HUNDE, dem offiziellen Organ der SKG (Schweizer Rassehundezuchtverband in der FCI) 8/2008, zum Thema Vibrissen. In den USA ist das Kürzen der Vibrissen bei Ausstellungshunden normal, damit das Vorgesicht glatter wirkt. Da man sich gerne so manchen grooming trick abschaut, ging es mir darum darauf hinweisen, dass diese Praktik in Deutschland per Tierschutzgesetz nicht erlaubt ist.

Zwergpudel

Ich zitiere auszugsweise aus diesem Bericht: „Vibrissen“ sind tief in die Haut an bestimmten Stellen wachsende Gesichtshaare. Anders als alle anderen Haare sind sie in einen speziellen Haarbalg eingebettet, der zwischen seiner äußeren und inneren Wand einen blutgefüllten Raum enthält, den so genannten „Blutsinus“, in dessen Innenwand zahlreiche freie Nervenenden sitzen. Wird solch ein Tasthaar berührt, biegt es sich und bewegt das Blut in diesem geschlossenen Raum. Damit wird die Bewegung als „Tastreiz“ auf die Nervenenden übertragen und vom Hund wahrgenommen. 

Lebenswichtiges Frühwarnsystem!

Großpudel

Vibrissen ermöglichen dem Hund sich im Dunkeln zurecht zu finden, sich – auch im Dunkeln – rasch durch Gestrüpp und Unterholz fortzubewegen und dabei andere lebenswichtige Sinnesorgane (insbesondere die Augen) zu schützen. Selbst Luftwirbel reichen zur Wahrnehmung aus! Die Bedeutung dieser Tastsinnorgane zeigt sich auch darin, dass rund 40% des für den Tastsinn verantwortlichen Gehirnabschnittes alleine für das Gesicht (inkl. Tasthaare) zuständig sind. 

Dr. Althaus endet mit dem Satz: Damit ist die Forderung klar: Neben dem Verbot des Färbens und Pudern und Sprayens muss ab sofort (2008!) das Abschneiden der Vibrissen zu „kosmetischen Zwecken“ an schweizerischen Hundeausstellungen verboten werden.

Mein Kommentar 2009: Ich erinnere mich noch sehr gut an Pudelleute in heller Aufregung. Sie hatten wirklich einmal großen Ärger mit dem Gesetzgeber, wie das ganze ausgegangen ist, habe ich nicht verfolgt. Bezüglich der Collies schloss ich den Artikel: Es möge also bitte niemand auf die Idee kommen, dies hier nachzuahmen, um es besonders gut zu machen!

Tatsächlich habe ich in meinem Archiv noch Pudelfotos aus den 1970ern und 1980ern mit Bart gefunden. Es waren keine Hunde von der Hundewiese, sondern mit Züchtern vereinbarte Fotoshootings!