Wenn „Unser Rassehund“, das Verbandsorgan des VDH in der Post ist, lese ich zuerst das Vorwort. Heute für mich ein Grund zum Jubeln! Endlich wird offen über die Problematik gesprochen, dass sich wertvolle Züchter aufgrund der Vereinspolitik in manchen Rassezuchtvereinen zum Verlassen des VDH gezwungen fühlen. Gerade beim Collie habe ich diesen Verlust des Genpools mit großem Bedauern verfolgt.
Zuchthoheit bei den Vereinen
Leider hat aufgrund der historischen Entwicklung nach dem Krieg der VDH als Dachverband der Zuchtvereine nur wenig Einfluss auf das Zuchtgeschehen in den jeweiligen Vereinen, denn die Zuchthoheit liegt bei den Rassezuchtvereinen. Das haben die Vereine so bei der Gründung ihres Dachverbandes für das deutsche Hundewesen nach dem Krieg beschlossen. Wir sind in Deutschland einzigartig, alle anderen Länder haben einen rasseübergreifenden Zuchtverband, dem die Rassezuchtvereine zwar angehören und diese auch angehört werden, aber letztlich hat der Zuchtverband das Sagen. Man darf nie vergessen, dass über alle Zuchtbestimmungen und Satzungen des VDH die Mitglieder – die Zuchtvereine – abstimmen, und die stimmen niemals für etwas, das ihren Einfluß schmälern könnte. Deshalb sind sehr sinnvolle Regeln der Rahmenordnungen „kann“-Ordnungen, die Vereine „können“ sich anschließen, „müssen“ es aber nicht. Siehe „Registerzucht“.
Registerzucht
Der Deutsche Collie Club und der Club für Britische Hütehunde erlauben sie nicht, obwohl sehr viele bedeutende Züchter vor Jahrzehnten über die Registerzucht angefangen haben, als sie noch möglich war. Man hat den Leuten selbst mit weniger typischen Hündinnen einen oder zwei Würfe erlaubt in der Hoffnung, dass sie sich zu engagierten Züchtern entwickeln. Blieb es bei dem einen oder zwei Würfen, war es eh egal. Die Hunde gingen, wie die meisten aller gezüchteten Hunde, nicht in die Zucht.
Registerzucht erweitert den Genpool
Der Bearded Collie Club Deutschland hingegen erlaubt die Registerzucht, so dass es hier möglich ist, den Genpool der noch auf den Farmen in Großbritannien arbeitenden Working Beardies einzubeziehen. Wenn man denn doch das Glück hat auf solch einen Genpool zurückgreifen zu können, ohne eine Fremdrasse einkreuzen zu müssen, ist das ein Segen. Selbstverständlich unter Einbeziehung aller modernen Möglichkeiten über Gentests bis zu den Haplotypen. Einen Versuch ist es in jedem Fall Wert. Vor allem, da der Bearded Collie in seinem Heimatland stark zurückgegangen ist. Das gleiche gilt für den Collie.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg… ich wünsche den Rassen offene Zuchtverantwortliche, die das Angebot des VDH in Anspruch nehmen und unter wissenschaftlicher Betreuung das Nötige tun. Bedenken wir, dass Reinrassigkeit nicht der Ursprung unserer Rassen ist, sondern für die Leistung und die Gesunderhaltung immer zweckorientiert eingekreuzt wurde bei entsprechend harter Auslese. Aber niemals gab es unsinnige Mischungen, nur weil sie sich vermarkten liessen. Das ist eine ganz neue Entwicklung und hat mit Hundezucht nichts zu tun.
Experimentalzuchtbuch
Nur der breiten genetischen Basis zum Zeitpunkt der Zucht mit geschlossenen Zuchtbüchern ist es zu verdanken, dass es so viele schöne und wertvolle Hunderassen gibt, die zu unserem kulturellen Erbe gehören. Jetzt ist es an der Zeit sich zurück auf die Wurzeln zu besinnen, die Möglichkeiten der modernen Wissenschaft zu nutzen und nicht den Showerfolg als höchstes Ziel zu setzen, denn oftmals geht dieser am Standard vorbei in Trends, die letztlich zu der Misere führten, in der sich heute viele Rassen, wenn nicht der Ruf der gesamten Rassehundezucht, befinden.
Seit Jahren plädiere ich für ein Experimentalzuchtbuch im VDH. Ich freue mich auf die ersten Schritte in diese Richtung.
Es gibt glücklicherweise einige Beispiele für erfolgreiche Zuchtprogramme, an erster Stelle nenne ich den Continental Bulldog. In Arbeit ist der Kromfohrländer, allerdings noch außerhalb des VDH, aber es gibt nach wie vor Negativbeispiele wie z.B. den Griffon Korthals, bei dem ein genetischer Nachweis von Deutsch Drahthaarblut zum Zuchtausschluss führt, obwohl diese Rassen, die nur Experten unterscheiden können, einen gemeinsamen Ursprung haben, der noch gar nicht so lange zurückliegt. In England wurde gerade mit der Rückkreuzung des Langhaar Collie mit einer der Ausgangsrassen, dem Welsh Sheepdog, begonnen. Wir blicken einer spannenden Zukunft entgegen!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar