Trends in der Rassehundezucht in Großbritannien 2011-2020

Der Kennel Club veröffentlicht auf seiner Website die neuesten Eintragungsziffern. Immer wieder interessant zu sehen, wie sich die Rassen entwickeln. Noch immer gilt England als DAS Land der Rassehundezucht, auch wenn die Exportzahlen nicht mehr die Bedeutung hergeben, die die britische Rassehundezucht einmal für die ganze Welt hatte. Vergleichbar mit deutschen Zahlen sind die Eintragungszahlen nicht, da in England ALLE Welpen eingetragen werden können, deren Eltern eingetragen sind. Es gibt keinerlei Zuchtbestimmungen oder Überprüfungen durch Zuchtwarte etc. D.h. jeder Massenzüchter kann seine Welpen eintragen lassen und mit „ordentlichen Papieren“ verkaufen, sofern seine Zuchttiere eingetragen sind. Die Rassevereine haben keine Zuchthoheit, sie werden nur beratend hinzugezogen, wenn etwas die Rassen betrifft. Die vielen oft lokalen Vereine einer Rasse müssen sich abstimmen im sog. „breed council“. 

Wir haben also jahrzehntelang bei den britischen Rassen aus England die wichtigsten Zuchttiere importiert, ohne dass sie engmaschige Zuchtbestimmungen durchlaufen mussten, denen sich zumindest im VDH alle Züchter unterwerfen. Aber das ist ein anderes Thema… Soweit nur zur Erklärung der Vergleichszahlen Kennel Club / VDH. Sie stehen also nicht zur Verfügung, höchstens die Statistiken zu den Rassen beim TASSO Register könnten hinzugezogen werden, aber auch da werden nicht alle gemeldet und wie korrekt die Rassebezeichnungen letztlich sind weiß keiner. 2020 waren es 433.600 neu registrierte Hunde, aber dazu gehören auch alle aus dem Tierschutz und Rasselose. 

Der Trend der eingetragenen Rassehunde ist in Großbritannien ziemlich gleich geblieben: 2011 ca. 244.000, 2020 rund 250.000. Verschoben hat sich jedoch drastisch die Popularität mancher Rassen. Insgesamt liegen die Gruppen der Hounds (jagende Hunde, darunter Windhunde) und Utility (andere Verwendung, darunter Franz. Bulldogge) im Plus, kaum verändert haben sich die Gundogs (Jagdhunde vor und nach dem Schuss, darunter die Retriever), alle anderen zeigen Verluste. Terrier -10.000, Working (Arbeitshunde außer Herdenhunde) -10.000, Pastoral (Herdenhunde, darunter Border Collie) -4.000 und die Toys, die Kleinhunde -12.000. 

Bei den Hounds führen:

Dachshund Miniature Kurzhaar mit 10.369 (2011: 2.857)

Whippet 4.061 (2011: 3.295)

Beagle 1.945 (2011: 2.687)

Bei den Gundogs führen:

Labrador 39.905 (2011: 39.964)

Cocker Spaniel 25.565 (2011: 23.258)

English Springer Spaniel 9.123 (2011: 12.883)

Labrador Hündin mit Welpen

Terrier:

Staffordshire Terrier 5.010 (2011: 7.113) – fallen bei uns unter die Kampfhundregelungen

Border Terrier 4.587 (2011: 7.188)

Drastisch gefallen sind in den Jahren der Westie von 4.634 in 2011 auf 1.460 in 2020 und der Cairn mit 2011 1.329 und 2020 nur noch 443. 

Utility – hier reißen leider die brachyzephalen Rassen alles heraus: 

Französische Bulldogge 2011 2.771 – 2020 39.266

Bulldog 2011 4.659 – 2020 11.594

Zwergschnauzer 2011: 5.924 – 2020: 4.728

Französische Bullys und ein Mops

Drastisch zurückgegangen sind: Lhasa Apso von 2011 4.551 auf 2020 1.220, Shar Pei 2011 2.067 auf 2020 714, Shih Tzu 2011 5.083 auf 2020 2.155. 

Working

Deutscher Boxer 2011 5.277 – 2020 3.202

Rottweiler 2011 1.951 – 2020 2.050

Pastoral

Deutscher Schäferhund 2011 9.893 – 2020 7.067

Border Collie 2011 2.400 – 2020 1.718

Welsh Corgi Pembroke 2011 371 – 2020 887

Erfolgreich wie zu Kaisers Zeiten: Kurzhaarteckel begleiteten den deutschen Kaiser, Enkel von Queen Victoria, überall hin. Sie wurden in England lebevoll “Fritz” oder “German sausage” genannt und waren in Mode. Mit dem 1. Weltkrieg schwand die Sympathie zur deutschen Verwandtschaft und damit erst einmal auch der Teckel…

Werfen wir einen Blick auf die Eintragungsziffern des Verbandes für das deutsche Hundewesen VDH so gingen die Zahlen von 2011 80.709 auf 77.472 in 2020 zurück. 

Bei den Hounds standen in England die Dacksies vorne mit 10.369 und damit zu den Shooting Stars gehörend, beim VDH kamen die Teckel mit insgesamt 6.660 auf Platz 2 hinter dem Deutschen Schäferhund, wobei nicht nach Größe und Haarart aufgeteilt wurde. Die wachsende Beliebtheit des Kurzhaarteckels allgemein ist jedoch auffällig. 

Bei den Toys führt in GB der Mops mit 6.033 und bringt es im VDH auf 251 Eintragungen (2011 waren es noch 693). Hier macht sich die selektive Zucht in Bezug auf das brachyzephale Syndrom bemerkbar. Die zahllosen Möpse, die wir im Straßenbild sehen, kommen alle aus anderen Quellen. 

In der Working Class führt der Deutsche Boxer mit 3.202 (2011 waren es noch 5.277), im VDH sind es 1.565 gefolgt vom Rottweiler mit 2.050 (2011 1.951), im VDH 1.456. 

Die populärste Rasse in Großbritannien ist der Labrador Retriever, der auch der bevorzugte Jagdbegleiter ist. Den nahezu 40.000 Einträgen, das ist mehr als die Hälfte aller im VDH eingetragenen Hunde, stehen im VDH 3.046 gegenüber, wobei die Zahl der nicht im VDH gezüchteten und über den Handel vertriebene Labradore erheblich höher sein dürfte. 

Nach wie vor führt in der Utility die Französische Bulldogge und macht dem Labi echte Konkurrenz mit 39.266 Einträgen – im VDH waren es 193. Auch hier machen sich die kontrollierten, auf Gesundheit bedachten Züchter bemerkbar, die mit der Bedarfsdeckung gar nichts mehr zu tun haben, und die Bullys in Deutschland dürften in Mehrheit aus fragwürdigen Vermehrungsstätten kommen. Das gilt ebenso für die englische Bulldogge. Sie wird im VDH so gut wie nicht gezüchtet, hier gab es nur 12 Eintragungen – der englische Nationalhund brachte es in seiner Heimat auf 11.594 (2011 4.659).